Klimaschutz

"Folgen katastrophal"– heftige Entwicklung an den Polen

Die polaren Eiskappen schmelzen zusammen. In der Antarktis wurde ein neuer Negativ-Rekord gemessen. Vielen Küstenregionen drohen katastrophale Folgen.

Newsdesk Heute
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Ein Eisbär am Ende des Eises im Arktischen Ozean. (Archivbild)
Ein Eisbär am Ende des Eises im Arktischen Ozean. (Archivbild)
Getty Images/iStockphoto

Mitte September erreicht das arktische Meereis sein jährliches Minimum an Ausdehnung. Seit Beginn der satellitengestützten Messungen 1979 gab es nur fünf Jahre, an denen am Ende des Sommers noch weniger Eis in der Arktis vorhanden war als 2023. Auf der Südhalbkugel, wo bis jetzt Winter herrschte, geht man sogar mit einem neuen Rekord-Tiefststand in den kommenden Sommer. Das ist die aktuelle Eis-Bilanz an den Polkappen in Kurzform

Die Experten der Unwetterzentrale UWZ haben sich die Entwicklung im Detail angesehen. Am Mittwoch veröffentlichte Meteorologe Peter Wölflingseder die Ergebnisse, die allen Menschen zu denken geben sollten. Das sind sie:

Arktische Meereisausdehnung auf niedrigem Niveau

Mit dem Ende des Sommer auf der Nordhalbkugel wird auch bei der arktischen Meereisbedeckung Bilanz gezogen, denn diese erreicht zu diesem Zeitpunkt ihr jährliches Minimum. "Seit Jahrzehnten beobachtet man, dass diese Ausdehnung sich auf einem Abwärtstrend befindet und auch das aktuelle Jahr bestätigt diesen Trend", erklärt der in Wien arbeitende Meteorologe die Hintergründe.

Zwischen März 2023 und September 2023 schrumpfte demnach die Gesamteisfläche am Nordpol von 14,6 Millionen Quadratkilometer auf 4,2 Millionen Quadratkilometer zusammen. Das sind knapp 2 Millionen Quadratkilometer mehr als im langjährigen Mittel 1981-2010 üblich – allerdings ist der Wert am unteren Rand, denn seit Beginn der satellitengestützten Messungen 1979 gab es nur fünf Jahre, die am Ende des Sommers noch weniger Eis in der Bilanz stehen hatten.

Aktuelle Ausdehnung des arktischen Meereises.
Aktuelle Ausdehnung des arktischen Meereises.
UWZ / National Snow & Ice Data Center (NSIDC)

Wölflingseder: "Die Gründe für die große Abweichung vom langjährigen Mittel sind einerseits die durch Menschen verursachte globale Klimaerwärmung (verbreitet 3 bis 4 Grad, stellenweise sogar 5 Grad Abweichung vom Mittel in der Arktis). Aber auch starke Winde im Juli nördlich des Polarkreises sorgten für einen erhöhten Transport von Meereis weg von der Arktis."

Tiefststand in der Antarktis

Auf der Südhalbkugel nimmt in den dunklen und kalten Wintermonaten die Eisfläche wieder zu. Mit Ende des Winters ist demnach die antarktische Eisausdehnung aktuell auf ihrem Jahreshöchststand. Hier wurde am 10. September im Gegensatz zur Arktis aber erneut ein Rekord gebrochen.

Im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2022 gibt es dieses Jahr noch einmal knapp 1 Million Quadratkilometer weniger Eis am Ende des Winters – das ist ein neuer Tiefststand der Eisausdehnung.

Aktuelle Ausdehnung des antarktischen Meereises.
Aktuelle Ausdehnung des antarktischen Meereises.
UWZ / National Snow & Ice Data Center (NSIDC)

Um die genauen Gründe dafür zu verstehen, sind derzeit noch wissenschaftliche Untersuchungen am Laufen. Eine wichtige Rolle könnte aber laut NASA das Phänomen El Niño spielen, so der Meteorologe weiter.

Auswirkungen haben globale Folgen

Geht uns das polare Eis verlustig, hat das enorme Auswirkungen: "Die Gebiete der Antarktis und Arktis stehen in einer direkten Wechselwirkung der Kryosphäre (schnee- und eisbedeckte Erdoberfläche) und dem globalen Klima", weiß Wölflingseder.

Schnee und Eis reflektieren das an der Oberfläche ankommende Sonnenlicht zu einem großen Teil wieder zurück ins Weltall (Stichwort: Albedo). Schmilzt nun Eis ab, kommt darunter Wasser oder meist dunkle Böden zum Vorschein, diese absorbieren aber einen großen Teil der Strahlungsenergie.

Das lässt in der Folge die Temperaturen steigen und es schmilzt noch mehr Eis ab. Wenn ein Effekt einen anderen Effekt verstärkt, spricht man von positiven Rückkopplungseffekten.

Meeresspiegel wird steigen

"Schmilzt auf der einen Seite jedes Jahr immer mehr Eis an den Polen ab und auf der anderen Seite wachsen die Eispanzer in den Wintermonaten immer weniger an, so ist eine weitere Auswirkung der globale Anstieg des Meeresspiegels", sagt der Meteorologe.

Laut dem IPCC Bericht könnte demnach der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 im schlimmsten Fall um 0,5 bis 1 m ansteigen. "Die Folgen speziell für die Bewohner von Küstengebiete wären dabei katastrophal."

Möglicher Anstieg des Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 in verschiedenen Klimaszenarien nach dem 6. IPCC-Report.
Möglicher Anstieg des Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 in verschiedenen Klimaszenarien nach dem 6. IPCC-Report.
UWZ / IPCC
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