Österreich
"Fehlgeburt riss mir den Boden unter den Füßen weg"
Jaqueline M. (26) verlor 2021 in der 10. Schwanerschaftswoche ihr Baby. Nun hat sie ein Buch darüber geschrieben und will anderen Frauen Mut machen.
Die Freude war bei Jaqueline M. riesengroß, als sie erfuhr, dass sie schwanger war: "Es hat sofort geklappt, es war ein absolutes Wunschkind", erinnert sich die 26-Jährige. Doch wenig später wurde das Glück der Niederösterreicherin getrübt: "Ich hatte von Anfang an das Gefühl, das etwas nicht stimmt. Das da irgendetwas ist. Aber meine Gynäkologin meinte nur: 'Na, machen Sie sich da nicht fertig.'"
Bei der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung in der zehnten Woche dann der Schock: "Das Herz des Babys schlug nicht mehr. Es hatte zudem offenbar aufgehört zu wachsen. Als ich das hörte, riss es mir den Boden unter den Füßen weg", erzählt Jaqueline M.
„"Das Baby ging dann zu Hause ab. Ich war froh, dass es so möglich war" - Jaqueline M. über ihre Fehlgeburt“
Die Lebens- und Sozialberaterin entschied sich daraufhin, die Geburt mittels Tabletten einzuleiten: "Eine Kürettage (Gebärmutter-Ausschabung, Anm.) kam für mich nicht in Frage. Die zweite Option, zu warten, bis das Kind auf natürlichem Weg abgeht, ebenfalls nicht. Also wählte ich die Tabletten, die ich im Krankenhaus erhielt. Das Baby ging dann zu Hause ab. Ich war froh, dass es so möglich war", berichtet die 26-Jährige ganz offen.
Nach dem ersten Schock stellte sich bei Jaqueline M. "eine totale Ruhe ein": "Weil sich das schlechte Gefühl bewahrheitet hatte und ich sicher war, dass ich mir selbst und meiner Intuition vertrauen kann. Ich habe die Fehlgeburt auch als Chance gesehen und mich gefragt: 'Warum ist mir das passiert?'"
„"Es gibt viel zu wenig Unterstützung für Frauen nach Fehlgeburten. Ich hatte das Gefühl, alle wareb recht hilflos und überfordert mit der Situation" - Jaqueline M.“
Was die Sozialpädagogin besonders störte: "Es gibt viel zu wenig Unterstützung für Frauen nach Fehlgeburten. Ich hatte das Gefühl, im Krankenhaus waren alle recht hilflos und überfordert mit der Situation. Mein privates Umfeld war dafür grandios", meint Jaqueline M.
Die 26-Jährige beschloss, ein Buch über ihre Erfahrungen zu schreiben: "Darin erzähle ich und fünf andere Frauen von ihren Fehlgeburten. Zudem führe ich Coaching-Tools und Rituale auf. Ich selbst bin recht stark in die Trauer hineingegangen. Ich habe mehrere Abschiedsrituale durchgeführt und auch viel geschrieben. Auch der Austausch mit anderen Frauen hat mir sehr geholfen." Titel und Verlag für das Werk hat Jaqueline M. noch nicht: "Vielleicht starte ich ein Crowdfunding."
Über Fehlgeburten zu sprechen, ist noch immer tabu
In der Auseinandersetzung mit ihrer Fehlgeburt merkte Jaqueline M., wie tabuisiert dieses Thema noch immer ist – obwohl laut Frauenärzten bis zu 30 % davon betroffen sind: "Mir ist bewusst geworden, wie wenig die Leute darüber sprechen. Ich wollte Frauen einen Raum geben, in dem sie Unterstützung bekommen und ihnen vermitteln: 'Es ist nicht falsch, darüber zu sprechen. Du bist gut, auch, wenn dir das passiert ist.'"
Die Niederösterreicherin bietet daher unter dem Namen "Frau Confident" Beratungen (derzeit nur per Zoom, Anm.) für Frauen zum Thema Fehlgeburt und unerfüllter Kinderwunsch an. Zudem lädt die 26-Jährige einmal pro Monat Betroffene zum kostenlosen Sterneneltern-Circle (ebenfalls derzeit per Zoom). Nächster Termin ist am 21. April.
„"Mein Mann und ich haben beim Babywunsch sehr den Druck heraus genommen" - Jaqueline M.“
Den Kinderwunsch hat Jaqueline M. trotz ihrer Fehlgeburt nicht aufgegeben: "Es ist ok für mich, dass ich eine Fehlgeburt hatte. Mein Mann und ich haben beim Babywunsch sehr den Druck heraus genommen. Wenn es passiert, dann passiert es eben."