Österreich
Schadhafte Spirale bei 600 Frauen: Klage gegen Republik
Die Spirale des spanischen Herstellers "Eurogine" weist Materialfehler auf. Auch Frauen in Österreich sind betroffen. Nun wird die Republik geklagt.
Die Firma "Eurogine" mit Sitz in Barcelona stellt Verhütungsspiralen her und lieferte sie in 50 Länder – darunter Österreich. Eine Reihe von Chargen wurde aufgrund von Materialfehlern bereits im Oktober 2019 von der Spanischen Gesundheitsbehörde zurückgerufen. Der Fehler: Bei der Entfernung der Spirale bzw. bei einem Spontanabgang selbiger können deren Arme abbrechen und in der Gebärmutter verbleiben. Dann bedarf es einer chirurgischen Entfernung in Vollnarkose. Auch zu ungewollten Schwangerschaften ist es in einigen Fällen gekommen.
Doch nicht nur Spanierinnen sind davon betroffen. Auch etwa 600 Frauen in Österreich wurde diese schadhafte Spirale eingesetzt. Neben Klagen gegen den spanischen Hersteller wird nun auch die Republik Österreich im Zuge der Amtshaftung geklagt.
Warnung blieb lange aus
"Der VSV dehnt seine Sammelaktion nun auf Deutschland und die Schweiz aus. Wir organisieren Sammelklagen bzw. Individualklagen (mit Rechtsschutzdeckung) gegen 'Eurogine'. Die Teilnahme ist kosten- und risikolos. Die Frauen müssen nur außerordentliche Mitglieder des VSV werden (30 Euro pro Kalenderjahr)," kündigte Peter Kolba, Obmann des österreichischen Verbraucherschutzvereines VSV bereits vor einigen Wochen an.
Laut Angaben der "Krone" haben sich beim VSV inzwischen mehr als 600 Frauen gemeldet. Die erste Klage wurde bereits im Februar eingebracht. Nun will Kolba der nun auch die Republik in Haftung nehmen will. Für Kolba hat hier nämlich die Bundesagentur für Gesundheitswesen (BASG) geschlampt – Warnungen des Herstellers wurden erst zwei Jahre später publik gemacht. "2018 meldete der spanische Produzent der BASG die Probleme mit 'Eurogine', aber dort reagierte man erst 2020. Und das erst nach Medienanfragen!"
Rückrufe "ausreichend"
Wie er weiter erläuterte, hätte man nämlich Rückrufe durch den Hersteller als ausreichend erachtet. "Dabei kannte man in Spanien ja weder die Frauen noch deren Fachärzte." Und das wäre wiederum die Aufgabe der BASG gewesen. Laut "Krone" habe jene die Auskunft darüber verweigert, wie viele Frauen sich bei ihr gemeldet hätten:
"Damit macht man aber 'Eurogine' die Mauer, weil in Spanien argumentiert wird, dass es nur wenige Schadensfälle gibt."
„"Ich hoffe, dass der neue Gesundheitsminister mit dem offensichtlichen Schlendrian bei Gesundheitswarnungen aufräumt."“
Wie es den Frauen ergangen ist, bleibt nur zu vermuten. Am Samstag werden zwei hiervon betroffene Frauen ihre Erfahrungen im Fernsehen in der ORF-Sendung "Bürgeranwalt" teilen. (ORF2, 18 Uhr).