Wien

Haben alle Klassen Lehrer? Wiederkehr antwortet nicht

Bis zuletzt waren in Wien zwölf Klassen ohne fixe Lehrkraft. Im Gemeinderat am Dienstag musste sich Bildungsstadtrat Wiederkehr Kritik stellen.

Yvonne Mresch
Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr musste sich Fragen zum Personalmangel an Wiener Schulen stellen, Kritik kommt von der Opposition.
Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr musste sich Fragen zum Personalmangel an Wiener Schulen stellen, Kritik kommt von der Opposition.
Helmut Graf

Im Personalbereich der Wiener Schulen scheint keine Entspannung in Sicht. Erst kürzlich wurde publik, dass über ein Monat nach Schulstart noch immer zwölf Klassen in Wien ohne fixe Lehrkraft dastehen – wir berichteten. In der Gemeinderatssitzung am Dienstag musste sich Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) weiteren Anfragen dazu stellen.

Stadtrat blieb Antworten auf Fragen schuldig

In einer Anfrage wollte die ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß wissen, ob für diese zwölf Klassen bereits eine Lösung, also jeweils eine klassenführende Lehrkraft, gefunden wurde. Eine konkrete Antwort blieb der zuständige Stadtrat schuldig. Dieses Thema werde noch "sehr, sehr viel Raum" einnehmen, entgegnete Wiederkehr, der allerdings zugibt, dass die Rahmenbedingungen "herausfordernd" wären. Die Schulstandorte könnten jedoch, wenn man sie stärkt, genau mit solchen Herausforderungen umgehen, verweist der Stadtrat auf das neue Projekt des "Wiener Bildungsversprechens".

Für die Opposition reichte das nicht aus: "Wenn Sie einmal eine Frage beantworten müssen, die nicht in Ihren vorbereiteten Unterlagen drinnen steht, dann weichen Sie aus, schwimmen Sie. Und das haben sich die Schülerinnen und Schüler in dieser Stadt nicht verdient", kritisiert FPÖ-Gemeinderat Stefan Berger. "Sie sind uns noch eine Antwort schuldig!"

Wiederkehr: "Jede Klasse hatte mit Schulstart Unterricht"

Abermals verwies Wiederkehr auf die Herausforderungen: Die Direktoren würden Unterstützungen benötigen, die man ihnen im Rahmen des Schulentwicklungsprojektes geben möchte, so die Reaktion. Man habe bereits "klare und genaue Zahlen" auf den Tisch gelegt und es werde auch weiter Thema sein.

"Ich kann aber sehr gerne auf Ihre Frage auch dahingehend antworten, dass wir schon viele Maßnahmen gesetzt haben um im Personalrecruiting auch noch besser zu werden", so Wiederkehr. Bei der Fortbildungs- und Ausbildungsfrage brauche es allerdings eine gute Kooperation mit dem Bildungsministerium, betont Wiederkehr, der eines besonders hervorhebt: In Wien habe man es mit Schulstart geschafft, dass jede Klasse Unterricht hatte. In anderen Bundesländern hätte es hingegen Schulen gegeben, die nicht öffnen konnten. "Das Ziel ist, dass jede Klasse genug Lehrkräfte hat", so Wiederkehr.

ÖVP tobt: "Ein Witz für die Betroffenen"

"Offenbar gilt das groß von SPÖ und NEOS abgegebene Bildungsversprechen nicht für jene zwölf Volksschulklassen", übt ÖVP-Bildungssprecher Zierfuß Kritik. "Stadtrat Wiederkehr konnte sich in der Fragestunde nicht dazu durchringen, eine stichhaltige Antwort zu liefern. Das ist ein Witz für die Betroffenen, sie haben sich mehr verdient als NEOS-Marketing-Versprechen. Das Chaos im Wiener Bildungsressort geht offenbar in die nächste Runde."

Grüne stellen dringliche Anfrage im Landtag

Auch von den Grünen kommt Kritik an der Personalsituation. Im Landtag am Mittwoch plant man eine dringliche Anfrage an den Stadtrat zum "Chaos im Bildungsbereich": "Die Personalnot nimmt besorgniserregende Ausmaße an", so Bildungssprecherin Julia Malle. Zusätzlich zur Pensionierungswelle würden immer mehr Lehrer aufgrund der größeren Herausforderungen den Beruf oder das Bundesland wechseln. "Dadurch werden die Bedingungen für jene, die bleiben, noch schlechter und noch mehr Lehrer verlassen die Schulen: Ein Teufelskreis, den Stadtrat Wiederkehr unbedingt durchbrechen muss", betont Bildungssprecher Felix Stadler.

In ihrer Anfrage wollen die Grünen etwa wissen, wie viele Lehrer an welchen Schulen zu Schulbeginn trotz Zusage der Bildungsdirektion nicht unterrichten durften, da sie keine Zuweisung erhalten haben – und was die Gründe dafür waren. Zudem wolle man wissen, ob die Gehälter korrekt ausbezahlt wurden.

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