Wien

Favoritnerin im TV – "Das ist nicht mehr unser Land!"

Beim Lokalaugenschein in Wien-Favoriten platzt einer Gemeindebau-Bewohnerin vor TV-Kameras der Kragen. "Das ist nicht mehr unser Land", wütet sie.

Heute Redaktion
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    Wegen zu vieler fremder Namen im Gemeindebau rastet diese Wienerin aus.
    Wegen zu vieler fremder Namen im Gemeindebau rastet diese Wienerin aus.
    PULS4

    Ehrlich, unverblümt und vor allem unzensiert: So bewirbt Puls4 seine neue Reportage-Reihe "Österreich unzensiert", bei der einfache Bürger zu Wort kommen aus ganz verschiedenen sozialen Welten. Eine ältere Dame aus Wien-Favoriten nimmt sich gleich zu Beginn kein Blatt vor den Mund: "Wenn du heute in einen Gemeindebau schaust, erbaut von österreichischen Steuergeldern – ließt du keinen Swoboda, Müller oder Maier mehr. Da steht ‚Üzepik und rzpik’ – das ist nicht mehr unser Land." Sie ist eine von rund 212.000 Menschen, die im 10. Wiener Gemeindebezirk leben.

    "Man muss hier Angst haben, dass man nicht abgestochen wird"

    Genauso frei aus dem Bauch heraus wie sie, schildern auch andere Menschen ihre Freuden, Sorgen und Ängste aus dem Alltag und geben Einblick in ihre Lebensrealität. "Man muss hier Angst haben, dass man nicht abgestochen und nicht überfallen wird. Das ist Favoriten heute", verschaffen Bewohner ihrem Ärger Luft. "Alle zwei Tage ist die Polizei da“, sagt ein gelernter Fleischhacker, der nach fünf Herzinfarkten und COPD in Frühpension ist. Ein österreichischer Wirt vor Ort will so nicht mehr weitermachen und denkt laut übers Auswandern nach: "In zwanzig Jahren bin ich auf einer Insel."

    Favoriten als Schmelztiegel

    Filmemacher Andreas Mannsberger trifft  jene Menschen, die oft nicht gehört werden: "Favoriten ist ein Schmelztiegel vieler verschiedener Kulturen. Aber es hat früher besser funktioniert, als jetzt", meint ein anderer Bewohner. Oft in der Kritik: Die Politik und Versäumnisse bei der Integration. Die Einwohner bleiben in ihren eigenen Kulturblasen und reden untereinander kaum, heißt es oft einhellig.

    Integration funktioniert nicht

    "Früher haben die Leute noch untereinander geredet. Heute kennt man nicht mal mehr den Nachbar drüber oder drunter", wird moniert. Ein im Sommer als Bademeister arbeitender Wiener dagegen kommt gut mit seinen Mitmenschen im Bezirk zurecht: "Ich habe Serben, Kroaten, Syrer, Iraner und Iraker als Freunde. Das funktioniert gut."

    Teuerung ein großes Thema

    Aber die Teuerung macht wirklich allen zu schaffen. Was früher noch 50 Cent gekostet hat, wird am Viktor-Adler-Markt schon um einen Euro verkauft. Das macht sich im Börserl der Bewohner bemerkbar. "Am Monatsende wird’s knapp. Da fehlen dann ein paar Hundert Euro. Wir müssen auf Vieles verzichten, weil unsere Kleine geht vor", so ein junger Familienvater zu den TV-Machern.

    "Österreich ist ein soziales Land"

    Neben viel Kritik gibt es auch Lob für Österreich: "Gott sei Dank bin ich in Österreich – es ist so ein soziales Land. Wenn du arbeitest, kannst du dich hier durchsetzen", meint ein Zuwanderer aus Bosnien. Doch Integration funktioniert nicht immer, wie ein indischer Zeitungsverkäufer zeigt. Der Mann versteht zuerst keine einzige Interview-Frage und erklärt zum Abschluss stolz in gebrochenem deutsch. "Ich bin seit dreißig Jahren hier."

    Hinweis: Puls4 zeigt am Montag, den 17. April um 21:20 Uhr die erste Folge von "Österreich unzensiert".

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      Helmut Graf
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