Favoriten-Teenie (12): "Syrer griff mir auf die Brust"

"Wir hängen hier ab, aber es gibt ständig Stress", ärgern sich die Jugendlichen vom Antonspark in Wien-Favoriten. Hier in der Gegend rund um eine Mittelschule, so sagt man, soll auch jene 12-Jährige ihre Peiniger kennengelernt haben. Sie soll seit dem Sommer von ihnen monatelang missbraucht und vergewaltigt worden sein – wir berichteten.

"Antons, Reumann, Motorik" – hier sind die Jugend-Banden

Drogen, Belästigungen und Böllerschüsse stünden "am Reumann", dem Reumannplatz oder vor dem "Jugi", einem Jugendtreff beim Arthaberbad an der Tagesordnung. Zuletzt kam es dort sogar zu einer Schießerei inklusive Cobra-Einsatz– wir berichteten hier. Doch im "Motorik", ein Bewegungspark am Helmut-Zilk-Park im Sonnwendviertel oder hier "am Antons", dem Antonspark, wäre es mit Drogen oder Böllern "nicht normal".

Sogar beim "Heute"-Lokalaugenschein zünden Schüler Knaller im Fußballkäfig an, bewerfen sich damit. "Mir hat erst gestern jemand gedroht, mir einen in den Mund zu stecken", erzählt ein 11-Jähriger aufgeregt. Ob es stimmt oder er vor seinen Freunden nur angeben will, lässt sich nicht überprüfen.

Durch ihre 13-jährige Freundin bezeugt hingegen ist die Geschichte einer 12-Jährigen: "Mich hat vor zwei Wochen ein Syrer, der hier mit Drogen dealt, belästigt, fotografiert und mir auf die Brust gegriffen", sagt das Mädchen und richtet sich nebenbei am Parktisch das Make-up. "Ich wurde einmal von hier bis Praterstern verfolgt, da habe ich gezittert", berichtet die 13-Jährige, bevor sie sich eine Zigarette anzündet.

Die dafür verantwortlichen Burschen – teils vorbestrafte 16-Jährige, die mit Drogen dealen und damit auf Social-Media protzen – kennt hier jeder. Man wolle mit ihnen aber nichts zu tun haben. Auch im Missbrauchsfall heißt es, sie würden zum Kreis der Verdächtigen gehören.

Schockierende Insta-Stories mit Drogen

Auf Insta haben sie jedenfalls Storys, in denen man große Mengen Gras in Säcken sieht. Die syrischstämmigen Burschen zeigen Tattoos und Schmuck. Aufgefächerte Hunderter liegen neben einem Häufchen Koks am Tisch – dazu läuft "Baby Gang" ein marokkanischer Gangsta-Rapper aus Italien, der wegen Raubüberfällen in Haft sitzt.

"Schwangere abgestochen"

Zwei 16-Jährige, die vor dem Jugendzentrum sitzen, kommen trotzdem immer noch. Hier gebe es gratis Essen und Trinken, kostenlose Workshops und Ausflüge werden angenommen. Einmal in der Woche gibt es einen Karaoke-Abend. "Vor einem Jahr wurde hier eine Schwangere abgestochen", zucken die beiden Teenager mit den Schultern. "Manchmal müssen Jugendbetreuer dazwischen gehen, wenn Dealer wieder mal Kinder belästigen."

Für sie und andere Jugendliche sei viel mehr "ein Wunder, wenn mal nix passiert hier." Das ist halt der Zehnte, meinen sie und nicken sich zu. Doch der Fall mit der missbrauchten 12-Jährigen, der sich in ihrem unmittelbaren Umfeld abspielte, lässt auch sie nicht kalt: "Das kann jedem von uns passieren. Wir finden das wirklich schlimm." Momentan laufen Ermittlungen gegen 17 Verdächtige zwischen 13 und 18 Jahren. Die Unschuldsvermutung gilt.