Science
Fast 3.000 Opfer! So entstand das Todesbeben in Marokko
Das katastrophale Beben in Marokko war die Folge eines seltenen geologischen Phänomens – und es könnte noch nicht ausgestanden sein.
Am Freitag, den 8. September 2023, erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,8 Marokko. Es war das stärkste Erdbeben, das das Land seit 123 Jahren erschüttert hat, und hat bisher über 2.900 Todesopfer gefordert. Unzählige Menschen sind verletzt oder mittellos. Nachbeben sind sehr wahrscheinlich, was den Wiederaufbau schwierig macht. Doch was hat dieses verheerende Beben verursacht?
So entstehen Erdbeben
Erdbeben entstehen infolge von Verschiebungen der Kontinentalplatten, der so genannten Plattentektonik. Der dadurch entstehende Druck entlädt sich in Erdbeben, Vulkanismus und der Entstehung von Faltengebirgen.
Es gibt 7 große Erdplatten:
Nordamerikanische Platte, Eurasische Platte, Südamerikanische Platte, Afrikanische Platte, Antarktische Platte, Australische Platte und Pazifische Platte.
Daneben gibt es noch eine Reihe kleinerer Platten wie beispielsweise die Nazca-Platte, die Indische Platte, die Philippinische Platte, die Arabische Platte, die Karibische Platte, die Cocosplatte, die Scotia-Platte sowie weitere Mikroplatten, über deren Abgrenzung jedoch teilweise noch wenig bekannt ist oder deren Existenz bislang nur vermutet wird.
Das Erdbeben ereignete sich in der Nähe der Stadt Adassil in der Region Marrakesch-Safi in Marokko, die etwa 75 Kilometer von Marrakesch entfernt ist und im Hohen Atlasgebirge liegt. Trotz der verheerenden Auswirkungen sind Erdbeben in dieser Region eher ungewöhnlich. "Wie in vielen anderen Städten der Region sind die alten Gebäude nicht erdbebensicher gebaut und daher sehr gefährlich", erklärte Dr. Carmen Solana, Vulkanologin an der Universität Portsmouth. Im Allgemeinen treten die meisten seismischen Aktivitäten näher an den Rändern der tektonischen Plattengrenze zwischen Eurasien und Afrika auf, was dieses jüngste Ereignis besonders rätselhaft macht.
Bruch im Gestein
Aber Erdbeben entstehen auch an Orten, wo es keine Plattenverschiebungen gibt. Dann liegt der Grund dafür meist im Vorhandensein von Verwerfungslinien. Eine Verwerfung ist ein Bruch im Gestein, der völlig unterschiedlich gegeben sein kann. Die Bruchstelle mitten im Fels kann einige Zentimeter lang oder Kilometer lang sein.
Es gibt jedoch einen guten Grund dafür, warum es passiert ist. Dabei handelt es sich um ein geologisches Phänomen, bei dem sich eine hängende Wand, also das Gestein oberhalb der Verwerfungslinie, gegen die Fußwand, also die untere Seite einer Verwerfungslinie, bewegt. Dieser Vorgang tritt auf, wenn tektonische Platten zusammenstoßen, wodurch die Erdkruste dicker wird. Ein Beben ist das Ergebnis einer plötzlichen Gesteinsverschiebung infolge dieser Spannung, die große Mengen an gespeicherter Energie freisetzt.
Spannungen im Untergrund
Laut einem Beitrag für "The Conversation" von Jesús Galindo-Zaldivar, Professor für Geodynamik an der Universität Granada, bedeutet die Stärke von 6,8, dass die Verwerfung, die für dieses Erdbeben verantwortlich ist, wahrscheinlich etwa 30 Kilometer lang ist. "Diese Schätzung berücksichtigt die Beziehungen zwischen der Länge der aktiven Verwerfung und den Erdbebenstärken". Laut Galindo-Zaldivar hätte es in dieser Region seit langem keine größeren Erdbeben mehr gegeben, so dass es wahrscheinlich ist, dass sich die Spannungen tief im Untergrund aufgestaut und darauf gewartet haben, freigesetzt zu werden. Leider kann es dann zu verheerenden Folgen kommen, vor allem wenn die Bewohner der Region nicht auf solche seismischen Ereignisse vorbereitet sind.