Ohne Heizung oder Möbel
Familie muss in total verschimmelter Wohnung leben
Sie sprechen kaum oder schlecht deutsch, brauchen dringend ein Quartier – Geflüchtete werden immer wieder von Geschäftemachern ausgenützt.
In der Wiener Goldschlagstraße müssen geflüchtete Menschen unter schlimmen Umständen leben. Das geht jedenfalls aus einer Recherche von "Moment" hervor. Einzelfall soll es zudem keiner sein. Die Probleme reichen weit, von zu hohen Mieten, Schimmel an den Wänden, keine Heizung bis zu immensen Provisionen.
Kloschüssel stand in der Dusche
Das Magazin beschreibt in seinem Artikel die Lebensumstände einer Familie in der besagten Straße. Der Familienvater soll vor drei Jahren nach Wien in eine Männer-WG gezogen sein, für 250 Euro im Monat bekam er eine Matratze. Er kam aus Syrien. Ihr Haus in der Heimat wurde von Bomben getroffen, dabei blieben zwei Zimmer stehen, die Küche im Haus aber war zerstört.
Im Februar soll der Vater dann in eine Wohnung in der Goldschlagstraße gezogen sein. Ein Jahr später konnte er seine Familie (Frau, Sohn 3 Jahre und Tochter 12 Jahre) nach Österreich nachholen. Somit wohnen sie nun endlich wieder gemeinsam unter einem Dach und das seit acht Monaten. Beim Einzug des Vaters in der Problemwohnung waren keine Möbel vorhanden, außer einer Kloschüssel, welche in der Dusche stand. Die Zustände sollen schon damals schlecht gewesen sein. Schimmel zog sich in der Küche unter dem Kasten, wie auch in Ecken im Vorzimmer. Seine Frau putzte diesen dann weg und sie besorgten sich ein Entfeuchtungsgerät – auf eigene Kosten.
3.200 Euro Zahlung
Der Vater, ehemaliger Arabisch-Lehrer, zeigte das "Schlafzimmer" der Familie. Es ist überzogen von Schimmel. Als er die Matratze ein Stück anhob, war nur eines zu sehen – noch mehr Schimmel. Umstände, in denen keiner leben wollen würde. Doch wer vermietet so ein Objekt?
Laut den Recherchen von "Moment" handle es sich dabei um die Immobilienfirma "P. GmbH". Geschäftsführer beider Firmen sei Stanislav H. Für die Skandalwohnung zahlt die Familie an die Firma laut Mietvertrag 550 Euro pro Monat. Darin sollen auch Entgelte für Einrichtungsgegenstände enthalten sein, wie etwa für Möbel, die es aber nicht gab. Ebenso wenig ist eine Heizung vorhanden. Die Familie muss die Wohnung mit Strom warmhalten und das ist kostspielig. Die Abrechnung von Wien Energie betrug 2023 über 3.200 Euro.
Immense Kaution ohne Rechnung
Bei der hohen Miete für die Wohnung bleibt es allerdings nicht. Der Vater berichtet von einem weiteren Fehler, denn bei dem Einzug zahlte er 1.800 Euro Kaution und eine Provision von drei Monatsmieten. "Ich konnte vor zwei Jahren überhaupt kein Deutsch. Ich brauchte unbedingt eine Wohnung, einen Schlafplatz", sagt er gegenüber "Moment". Rechnung dazu gab es keine, er zahlte bar.
Wissen sich nicht zu helfen
Dass Migranten bei ihrer Ankunft im Land oft nicht die Sprache beherrschen, sei ein bekanntes Problem. Man würde sie deshalb ausnutzen. Das sei auch einfacher, weil sie den Schlafplatz dringend brauchen, wie es der beschriebene Fall des Vaters zeigte. Zudem wissen sie oft nicht, dass Schimmel und eine fehlende Heizung die Miete reduzieren können.
Auch ist ihnen oft nicht bekannt, dass sie sich an verschiedenen Organisationen wenden können, wie etwa der "MieterHilfe". Deren Bereichsleiter Christian Bartok sagte dazu: "Wir haben Möglichkeiten, gegen solche Zustände vorzugehen. Aber wir müssen es wissen."