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Falsche Polizistin nahm Opfern ihr Begräbnis-Geld ab

Eine 42-Jährige gab sich gegenüber Seniorinnen als Beamtin aus und luchste ihnen sämtliche Ersparnisse ab – drei Jahre Haft!

Clemens Pilz
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    Eine Serbin stand am Montag wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor Gericht.
    Eine Serbin stand am Montag wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor Gericht.
    Denise Auer

    Knapp 200.000 Euro lockte eine 42-jährige Serbin in Wien insgesamt fünf Opfern, allesamt betagte Damen, mit dem sogenannten "Polizeitrick" heraus. Sie brachte die Seniorinnen laut Anklage teils um sämtliche Ersparnisse und kassierte sogar Goldmünzen ein, sowie Geldmittel, welche die Damen für ihre eigene Beerdigung beiseite gelegt hatten. Am Montag stand die falsche Polizistin daher wegen gewerbsmäßigen schweren Betruges und der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor dem Landesgericht Wien.

    Die Angeklagte verantwortete sich von Anfang an geständig und hatte auch im Verhör mit der Polizei schon ein umfangreiches Geständnis abgelegt. Demzufolge hatte ihr damaliger Lebensgefährte den Kontakt zum Boss der Betrüger-Bande in der Türkei hergestellt und sie dann unter Druck gesetzt, teils mit Gewalt, bei der Masche mitzumachen.

    Das Vorgehen: Der Kontaktmann in der Türkei suchte im Telefonbuch nach altmodisch klingenden Vornamen, um ältere Damen ausfindig zu machen. Diese rief er an und gab sich als Polizist aus. Es habe in der Nachbarschaft eine Reihe an Einbrüchen gegeben und man werde daher eine Kollegin vorbeischicken, um die Wertsachen der Seniorinnen in Sicherheit zu bringen.

    Ging mit Opfern zur Bank

    Der Serbin fiel nun die Rolle zu, die Wertsachen abzuholen. Sie wurde mit einem gefälschten Polizeiausweis ausgestattet und nahm den Opfern ihr Geld in Kuverts ab. Teilweise begleitete sie die Damen sogar zur Bank, um noch weitere Ersparnisse abzuheben. Knapp 200.000 Euro kamen so zusammen, wovon die Angeklagte zehn Prozent Provision bekam. Diese strich laut ihren Angaben allerdings ihr damaliger Lebensgefährte ein, sie habe das Geld nicht behalten dürfen.

    "Kein Mastermind"

    "Sie war kein kriminelles Mastermind, sondern ein kleines Rädchen", appellierte Verteidiger Mirsad Musliu an das Gericht, eine geringe Strafe auszusprechen. Bis zu einem gewissen Grad sei die Angeklagte selbst ein Opfer der kriminellen Bande gewesen. Als mildernd wertete die Richterin schließlich das umfassende Geständnis, als erschwerend eine einschlägige Vorstrafe. Es habe sich in Anbetracht des Alters der Opfer zudem um eine besonders verwerfliche Tat gehandelt, bei der das Vertrauen der Senioren in die Polizei ausgenützt wurde. Das Urteil somit: Drei Jahre Haft, davon ein Jahr unbedingt.

    Die Betrügerin muss zudem ihren Opfern das abgenommene Geld zurückzahlen. Ob die Damen von der bereits hoch verschuldeten Serbin jemals einen Cent bekommen, ist freilich unklar. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.