Österreich
Falsche Polizisten – so funktioniert die miese Masche
Falsche Polizisten brachten in Wien die Autorin Christa Chorherr um ihr Erspartes: Nun erklärt die echte Polizei, wie die Täter dabei vorgehen.
Wie berichtet, wurde am Sonntag die Wiener Autorin Christa Chorherr Opfer von Telefon-Betrügern, die sich als Polizei-Ermittler ausgaben. Mit Nachdruck warnten sie vor drei gefährlichen Verbrechern in der Umgebung. Als sie misstrauisch wurde, empfahlen die falschen Polizisten, sie möge zur Überprüfung doch den echten Notruf wählen. "Mir wurde wohl eine Fangschaltung installiert, sie leitete meinen Notruf zu den Betrügern", berichtete die 85-Jährige im Gepräch mit "Heute". Die Betrüger brachten die Akademikerin schlussendlich dazu, eine Handtasche mit Wertgegenstände und wertvolle Erinnerungsstücke in der Wiener Innenstadt einem jungen Komplizen des Anrufers zu übergeben.
"Fangschaltung" lag noch nie vor
Über die bekannte Betrugsmasche sammelte die Polizei bereits Erfahrungen aus vergleichbaren Fällen: "Dank der akribischen Ermittlungsarbeit der Polizisten des Landeskriminalamts Wien wissen wir nur von Betrugsfällen, bei denen die Opfer das Telefonat und somit die bestehende Leitung nicht unterbrochen haben, sondern während des Anrufs 133 gewählt haben. Ein Durchwählen während des Anrufes (Festnetz oder Handy) ist dann nicht möglich. Anschließend wird durch die Betrüger ein Anruf in der nach wie vor aufrecht gehaltenen Leitung (Anm. Aufforderung des Täters, nicht aufzulegen) bei der Landesleitzentrale fingiert. Es kommt aber tatsächlich zu keinem Verbindungsaufbau mit dem Notruf. In diesen konkreten Fällen liegt eine Täuschung der Opfer vor, eine Fangschaltung kann definitiv ausgeschlossen werden", stellt Polizeisprecher Daniel Fürst klar.
➤ Um die missverständliche Berichterstattung des ersten Artikels klarzustellen, weisen wir darauf hin, dass die Polizei zu den aktuellen Ermittlungen keine näheren Auskünfte geben kann.
Die Polizei warnt trotzdem noch einmal vor der miesen Masche: "Wir wissen, dass die Täter während des Anrufes einen enormen psychischen Druck auf die Opfer ausüben. Oftmals handelt es sich bei den Opfern um betagte Personen, die von den Tätern schamlos um ihre Ersparnisse gebracht werden. Die Wiener Polizei setzt alles daran weitere Betrugsfälle zu verhindern und einen entsprechenden Präventionsgedanken in den Köpfen der Menschen zu festigen. Darüber hinaus laufen die Ermittlungen zur Aufklärung der bereits vollendeten Taten auf Hochtouren", so Daniel Fürst. Das Wichtigste: "Die Polizei nimmt niemals Geld, Schmuck oder sonstige Wertgegenstände entgegen oder verwahrt sie."
„"Die Polizei nimmt niemals Geld, Schmuck oder sonstige Wertgegenstände entgegen oder verwahrt sie.““
Daniel Fürst, Presseprecher der Landespolizeidirektion Wien
Auch A1 untersuchte den Fall
A1-Sprecherin Livia Dandrea-Böhm, die nach der "Heute"-Story sogar mit den besten technischen Experten des Mobilfunkanbieters Rücksprache hielt, vermutet, dass auch bei Christa Chorherr das Gespräch nie beendet wurde: "Die Experten gehen davon aus, dass die Notruf-Nummer noch während des laufenden Gesprächs gewählt wurde", erklärt sie. "Die Betrüger am anderen Ende der Leitung hören dann die Tastentöne und fingieren auf akustischer Ebene ein Notrufszenario. Ein Komplize übernimmt dabei vielleicht den Hörer und bietet dann an, den Anruf 'weiterzuleiten'. Das ist schon sehr gefinkelt – aber keine technische Manipulation." Sie beruhigt: "Der Notruf 133 funktioniert!"
➤ Damit es gar nicht soweit kommen muss, dass man den Notruf braucht: Diese Hinweise der Polizei sollen verhindern, dass man selbst (oder Verwandte und Bekannte) Opfer von Telefon-Betrugs-Maschen werden.
5 Tipps der Polizei zur Betrugs-Vorbeugung
Grundsätzlich gilt es, unbekannten Personen ein gesundes Misstrauen entgegenzubringen, vor allem wenn Geld oder Wertsachen gefordert werden.
Lassen Sie niemanden in Ihr Haus oder ihre Wohnung, den Sie nicht kennen. Verwenden Sie zur Kontaktaufnahme die Gegensprechanlage oder verwenden sie die Türsicherungskette oder den Sicherungsbügel.
Lassen Sie sich einen Dienstausweis zeigen, auch wenn die Beamten eine Uniform tragen.
Scheuen Sie sich nicht, den Polizeinotruf 133 zu wählen um sich zu vergewissern, dass es sich tatsächlich um Polizisten handelt. Beenden Sie vorher aber das laufende Gespräch.
Ein entschiedenes "Nein", ein energisches Wegweisen eines ungebetenen Besuchers oder ein lauter Hilfeschrei können ebenfalls eine Straftat verhindern.