Es kracht immer lauter im österreichischen Gesundheitssystem. Auch in Niederösterreich ist die Lage angespannt, sei "aber nicht aussichtslos".
Besonders betroffen ist der Fachärzte-Bereich, 5 Prozent der Stellen sind unbesetzt – mit großen Konsequenzen für Patienten. Konkret: Derzeit sind knapp 30 Kassenstellen offen, die meisten davon im Bezirk Mistelbach, wo gleich vier Fachärzte fehlen. Betroffen sind hier die Gynäkologie, Allgemeinchirurgie, Dermatologie, sowie die Kinder- und Jugendheilkunde.
In Bezug auf die Fachgebiete ist die Dermatologie aktuell am stärksten vom Fachärztemangel betroffen. Hier fehlen in ganz Niederösterreich derzeit elf Fachärzte mit Kassenverträgen (Stand: 17. Februar 2025).
Der (Fach-)Ärztemangel habe vielschichtige Gründe. So stünden Kassenärzte unter einem enorm hohen Druck, wie Birgit Jung von der Ärztinnen und Ärztekammer für Niederösterreich gegenüber "Heute" erklärt.
"Versuchen sie, möglichst alle Patient:innen ohne allzu lange Wartezeiten zu behandeln, sind sie häufig mit dem Vorwurf der 3-Minuten-Medizin konfrontiert", betont Jung. Lassen sich die Mediziner hingegen Zeit, komme es zu überlangen Wartezeiten. "Im Extremfall müssen manchmal sogar Patient:innen abgewiesen werden", so Jung weiter.
Ganz gleich, für welche Variante sich die Kassenärzte entscheiden, der Unmut in der Bevölkerung sei in jedem Fall groß. "Zeitweise kommt es dadurch zu verbalen Angriffen gegenüber dem Gesundheitspersonal und der Ärzteschaft in der Ordination", verdeutlicht Birgit Jung.
Werden der Druck und die Anfeindungen zu massiv, kann es schließlich vorkommen, "dass in letzter Konsequenz zum Selbstschutz der Kassenvertrag zurückgelegt und die Ordination als Privatordination weitergeführt wird", weiß Jung.
Legen die Kassenärzte ihre Verträge schließlich zurück, befeuere das den Fachärztemangel weiter. Wertschätzung und Respekt "besonders jungen Ärzt:innen gegenüber, die gerade erst einen Kassenvertrag übernommen haben" könne helfen, solche Schritte zu verhindern.
"Die Ärzteschaft gibt ihr Bestes, um möglichst allen Patient:innen zu versorgen", verdeutlicht Jung. Je weniger Stellen jedoch besetzt sind, desto größer seien auch der Druck und die Arbeitsbelastung für einzelne Personen.