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Facebook nach Geheim-Enthüllungen neuerlich unter Druck

In veröffentlichten internen Dokumenten wird deutlich, wie wenig Kontrolle das Unternehmen Facebook über Inhalte auf der eigenen Plattform hat. 

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Vor allem "hochqualifizierte Ingenieure" sollen Chancen auf eine Einstellung bei Facebook in Europa haben. (Archivbild)
Vor allem "hochqualifizierte Ingenieure" sollen Chancen auf eine Einstellung bei Facebook in Europa haben. (Archivbild)
AFP/Kirill Kudryavtsev

Die Negativ-Schlagzeilen zu Facebook hatten sich in den vergangenen Wochen und Monaten gehäuft: Die Whistleblowerin Frances Haugen sagte vor dem amerikanischen Kongress aus, dass das Unternehmen Profit über Inhalte stellt. Das "Wall Street Journal" hatte zuvor schon enthüllt, dass Facebook nichts gegen schädliche Inhalte für Jugendliche macht und zudem ethnische Konflikte weltweit anheizt.

Im September waren dann sämtliche Dienste des Konzerns für einige Stunden nicht erreichbar. Nun ist eine neue Ladung Enthüllungen einer internationalen Recherche-Koalition erschienen.

"Wir haben keine Chance, mitzuhalten"

Grundlage der "Facebook Files" sind hausinterne Untersuchungen, die Facebook allerdings nie veröffentlichte. Die Abteilung "Civic Integrity Team" ist hausintern damit beauftragt, Hass und Hetze auf der Plattform zu unterbinden. Die Truppe soll 40.000 Personen stark sein. Doch offenbar scheitern die Wächterinnen und Wächter regelmäßig an der Aufgabe. Die Tamedia-Zeitungen berichten unter anderem von Testversuchen mit US-Profilen, die belegten, wie viele Hassnachrichten eine Durchschnittsuserin erhält.

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    Sophie Zhang ist bereits die zweite Whistleblowerin, die gegen Facebook aussagen möchte.
    Sophie Zhang ist bereits die zweite Whistleblowerin, die gegen Facebook aussagen möchte.
    Screenshot CNN

    Noch viel größer scheinen die Probleme außerhalb des Heimatlandes des Konzerns zu sein. Die Plattform gibt es in 70 Sprachen, doch Facebook investiert offenbar zu wenig Ressourcen in die Analyse vieler Fremdsprachen. In den Files sind Warnungen eines beteiligten Ingenieurs enthalten, der warnt, dass die Überwachung in Ländern wie Myanmar oder Äthiopien ungenügend seien. Posts, in denen zu Gewalt aufgerufen wurde, seien zuvor nicht kontrolliert worden. Die Tamedia-Zeitungen führen etwa Beispiele aus Indien auf, in denen Nationalisten Angriffe auf Pakistan feiern, oder Bilder teilen, in denen die Flagge des Nachbarlandes mit Füssen getreten werden.

    Mehrere Mitglieder des Civic Integrity Teams haben nach kurzer Zeit erschöpft wieder aufgegeben. Ein Insider schrieb in internen Mails: "Wir haben keine Chance, mitzuhalten".

    Droht gar die Zerschlagung?

    Innerhalb von Facebook macht man sich offenbar Sorgen um die eigene Zukunft. Das Nutzerwachstum ist ins Stocken geraten. Vor allem in westlichen Staaten haben Millionen von Teenagerinnen und Teenagern die Plattform verlassen und sind auf Konkurrenten wie Tiktok ausgewichen. Die Konzernspitze will darum alles daran setzen, eine neue Generation an möglichst jungen Userinnen und Usern für sich zu gewinnen. Vor kurzem hat Facebook zudem angekündigt, eine Virtual-Reality-Welt namens "Metaverse" bauen zu wollen.

    Ob es dazu kommt, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Denn die neuesten Enthüllungen bringen Facebook noch mehr in Bedrängnis. Die Chefriege des Unternehmens wusste offenbar bereits zuvor von den Enthüllungen der "Facebook Files". Am Sonntag hatte der oberste PR-Chef des Unternehmens und früherer britischer Vize-Premier, Nick Clegg, gewarnt, dass es eine "sehr schwere Woche" werden könnte, wie "Yahoo News" berichtete.

    In den USA und Europa beschäftigt sich die Politik seit längerem mit dem Konzern. US-Präsident Joe Biden hatte gegenüber Medien erklärt, dass Facebook wegen der Verbreitung von Fake News auf der Plattform am Tod Tausender während der Corona-Pandemie eine Mitschuld trage. Die mächtige Federal Trade Commission hat zudem eine Kartellbeschwerde gegen den Konzern eingereicht. Und Whistleblowerin Haugen soll gemäß der "New York Times" auch vor Parlamentarierinnen und Parlamentariern in London und Brüssel auftreten.

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      Screenshot Facebook/Markus Reperich; Google Street View
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