Im Frühling und im Herbst steht die Sonne fast waagrecht – im Straßenverkehr kann das zu gefährlichen Blendungen führen. "Tiefstehende Sonne kann das Übersehen von Mitverkehrsteilnehmenden, Lichtsignalen und Verkehrszeichen zur Folge haben.
Gegenstände, Tiere oder Personen sowie Bodenmarkierungen auf oder knapp neben der Fahrbahn können zu spät oder gar nicht wahrgenommen werden", weiß ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger.
Besonders nach Brücken oder nach Tunnelausfahrten werden wesentliche fahrbezogene Dinge später oder gar nicht gesehen. Verstärkt wird der Effekt durch nasse Fahrbahnen, die das Sonnenlicht reflektieren. Das kann dann auch die Fahrspureinhaltung erschweren.
2023 sind auf Österreichs Straßen 24 Personen bei Unfällen in Folge von blendender Sonne ums Leben gekommen, 2.085 wurden verletzt. Die ÖAMTC-Expertin erklärt: "Die Sichtbehinderung durch das gleißende Sonnenlicht kann für plötzliche Unsicherheit und Fahrfehler sorgen.
Die optische Wahrnehmung kann sogar noch kurze Zeit nach der Blendung negativ beeinträchtigt sein. Das betrifft alle Verkehrsteilnehmer – auch Fußgänger und Radfahrer können geblendet werden und dadurch Andere übersehen oder Situationen falsch einschätzen." Besondere Vorsicht gilt daher im Bereich von Kreuzungen und Zebrastreifen, in Wohnstraßen, nahe Schulen und Kindergärten sowie an Sport- und Freizeiteinrichtungen.
- Sonnenschutz: Sonnenbrille und -blende schützen vor grellem Licht. Die Brille sollte bei Sonnenschein schon zu Fahrtbeginn verwendet werden oder griffbereit liegen.
- Vorausschauend fahren: Wer auf mögliche Blendungen gefasst ist, kann das Tempo den Sichtverhältnissen anpassen. An Kuppen und Kurven muss man damit rechnen, dass sich die Lichtbedingungen schlagartig ändern – deshalb vorsichtig herantasten und auf die eigene Spur konzentrieren.
- Abstand halten und Tempo reduzieren: Zu geringer Abstand erhöht das Risiko von Auffahrunfällen. Mehr Abstand bedeutet auch mehr Zeit für die richtigen Reaktionen.
- Nicht ablenken lassen: Vor allem bei schwierigen Sichtverhältnissen sollten Ablenkungen während der Fahrt minimiert werden und die volle Konzentration auf die Straße gerichtet sein.
- Saubere Innen- und Außenscheiben: Gereinigte Windschutzscheiben und Helmvisiere sowie gut funktionierende Wischerblätter sind für eine gute Sicht besonders wichtig. Trifft das Licht auf schmutziges, nicht fettfreies Glas, wird der Lichtstrahl stärker gebrochen und der Blendeffekt erhöht.
- Blendung von hinten: Blendung kann auch eine Gefahr sein, wenn man die Sonne "im Rücken" hat. Getönte Heckscheiben helfen wenig, weil man auch in den Spiegeln nichts sieht. Radfahrende mit der Sonne im Rücken müssen damit rechnen, dass ihre schmale Silhouette, z. B. vom abbiegenden Gegenverkehr, leichter übersehen wird.