Coronavirus

Experten gehen von 60.000 Neuinfektionen täglich aus

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen dürfte deutlich höher sein, als offizielle Zahlen es ausweisen. Darauf deuten Abwasser-Analysen in Österreich hin.

Michael Rauhofer-Redl
Die Teststraßen werden wohl noch einige Zeit reichlich Arbeit haben.
Die Teststraßen werden wohl noch einige Zeit reichlich Arbeit haben.
Willfried Gredler-Oxenbauer / picturedesk.com

Die Corona-Kurve geht steilt nach oben. Aktuelle Hotspots sind die Bundesländer Kärnten, Oberösterreich und Wien. Seit Tagen werden in Österreich weit mehr als 10.000 Neuinfektionen registriert – und das täglich. Ein Grund zur Sorge ist das vor allem deshalb, weil viel weniger getestet wird, als noch bei vorangegangenen Wellen. Ein weiteres Indiz, dass die Zahlen um ein Vielfaches höher sind, sind die Abwassertests. Auch wenn diese mittlerweile auch zurückgefahren wurden, ist der Trend eindeutig.

Den Anstieg der Zahlen könne man anhand der Abwassertests aber praktisch in allen Bundesländern nachweisen, so Heribert Insam von der Uni Innsbruck: Man wisse aus der Vergangenheit, dass der Anstieg der Zahlen schon sehr früh in Abwasserproben angezeigt werde. In den Individualtests würden diese Zahlen rund eine Woche verzögert widergespiegelt, so der Experte – vorausgesetzt die Testmodalitäten würden gleich bleiben.

Experte kritisiert Fehlen von flächendeckenden Tests

Weil sich diese aber im Vergleich zu vorangegangenen Wellen deutlich geändert haben, bleibt es fraglich, ob die vermeldeten Zahlen in Zukunft explodieren werden. So gibt es zum Beispiel in den Schulen keine verpflichtenden PCR-Tests mehr. Was die Analyse von Abwasserproben betrifft, so geschehe dies aktuell bei den 25 größten Anlagen – eine ganze Menge, aber weit weg von flächendeckend, so Insam. Ein weiteres Problem: Nicht alle Bundesländer würden die Daten zur Verfügung stellen und wenn, seien sie nicht notwendigerweise für ein gesamtes Bundesland repräsentativ. Faktisch evident sei aber, dass der Anstieg der Welle da sei.

Mikrobiologe Heribert Insam (Universität Innsbruck) ist ein Experte für die Abwasser-Analyse.
Mikrobiologe Heribert Insam (Universität Innsbruck) ist ein Experte für die Abwasser-Analyse.
Michael Indra / SEPA.Media / picturedesk.com

Tatsächlicher Wert drei Mal so hoch

Doch wie groß ist die Dunkelziffer tatsächlich? Diese Frage versucht Elke Ziegler, Leiterin der Wissenschaftsredaktion bei Ö1, zu beantworten. Im Sommer sei man noch davon ausgegangen, dass die Zahl der tatsächlich Infizierten rund drei Mal so hoch sei wie die ausgewiesenen Zahlen. Bei fast 20.000 vermeldeten Infektionen wie etwa am Mittwoch würde das bedeuten, dass es in Österreich aktuell bis zu 60.000 Neuinfektionen täglich gibt, so Ziegler.

Dafür spreche auch die Positivitätsrate, also die Rate, die angibt, wie viele Prozent der durchgeführten Tests positiv verlaufen. In Kärnten und Tirol seien das Anfang Oktober bis zu 40 Prozent gewesen.

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