Teure Mieten
Experten fordern jetzt Streichen der Betriebskosten
Wohnen wird immer teurer. Die Mietervereinigung will eine Reform der Betriebskosten – was Mietern 60 Euro im Monat sparen könnte.
Immer mehr Menschen in Österreich können die enorm gestiegenen Wohnkosten nicht mehr stemmen. Angesichts der extrem gestiegenen Mieten fordern die Experten der Mietervereinigung jetzt auch eine Reform der Betriebskosten, um die Menschen zu entlasten.
Denn die Betriebskosten machen als eine Art "zweite Miete" rund 25 % der Gesamtmiete aus, erläuterte Elke Hanel-Torsch, Vorsitzende der Mietervereinigung Wien, in einer Pressekonferenz.
Katalog reduzieren
Bei Gebühren für Müllentsorgung, Wasser oder Hausreinigung handele es sich tatsächlich um von den Mietern verursachte Kosten. Aber mit den Betriebskosten würden sie auch für Ausgaben zahlen, die eigentlich der Vermieter tragen sollte – konkret: Versicherungsprämien, Grundsteuer, Hausverwaltungshonorar. Eine Reform des gesetzlichen Betriebskostenkatalogs sei überfällig. „Es kann nicht sein, dass Mieterinnen und Mieter neben der Miete auch noch für Kosten aufkommen müssen, die sie gar nicht verursachen", sagt Georg Niedermühlbichler, Präsident der Mietervereinigung Österreich.
„Es kann nicht sein, dass Mieterinnen und Mieter neben der Miete auch noch für Kosten aufkommen müssen, die sie gar nicht verursachen“
Den Hintergrund der Argumentation erläutert Hanel-Torsch am Beispiel Grundsteuer: Diese ist eine Steuer auf das Eigentum von Grundstücken und deren Bebauung. „Die Grundsteuer ist mit dem Eigentum verknüpft. Warum sollte Mieterinnen oder Mieter, die Wohnung und Grund nicht ihr Eigentum nennen, diese Steuer für den Eigentümerinnen oder Eigentümer bezahlen?“, fragt die Expertin.
Durch Streichen der drei genannten Positionen bei den Betriebskosten würden sich Mieter einer durchschnittlichen 70-Quadratmeter-Wohnung rund 60 Euro im Monat ersparen, haben die Experten errechnet. Das betrifft rund eine Million Haushalte in Österreich.
Kosten steigen weiter
Über die Jahre hat sich gezeigt, dass die Betriebskosten im Schnitt entlang der allgemeinen Teuerung gestiegen sind. Es ist zu erwarten, dass sich die extreme Teuerung der Jahre 2022 (+8,6%) und 2023 (+7,8%) in den kommenden Jahresabrechnungen abbildet und die Betriebskosten kräftig ansteigen.
Was die Experten jetzt schon vorhersagen können, ist die Steigerung bei den Verwaltungshonoraren, die mit dem Betrag der Kategorie A gedeckelt sind. Diese erhöhen sich von 3,60 Euro im Abrechnungsjahr 2021 auf 4,35 Euro im Abrechnungsjahr 2023. Das ist eine Steigerung von 20,8%.
Immo-Wirtschaft protestiert
Der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) lehnte die Forderung der Mietervereinigung, den Betriebskostenkatalog zu "entrümpeln", in einer Aussendung rundweg ab. Die Vermieter seien seit Jahren mit steigenden Anforderungen an die technische Qualität der Immobilie konfrontiert. Eine weitere Beschränkung der Ertragssituation würde jegliche Investition in den Gebäudebestand abwürgen.