Österreich

Experte warnt: Virus könnte bald "überschwappen"

Die Zahlen steigen, so auch die Sorge der Experten. Nun warnt ein Simulationsforscher vor einer ähnlichen Entwicklung wie im Herbst 2020.

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Blick in ein Intensiv-Zimmer im Spital. (Archivfoto)
Blick in ein Intensiv-Zimmer im Spital. (Archivfoto)
apa/picturedesk

Kaum hatte sich die Lage entspannt und Österreich weitreichende Lockerungsschritte vorgenommen, schon schnellen auch die Infektionszahlen wieder in die Höhe. Um nun rechtzeitig gegenzusteuern, hat sich die Corona-Task-Force am Donnerstag darauf geeinigt, erneut Verschärfungen vorzunehmen. 

Könnte es ein ähnliches Szenario wie im vergangenen Herbst geben? Simulationsforscher Martin Bicher von der TU Wien warnt bereits davor. Außerdem befürchtet er ein "Überschwappen" der Infektionen auf vulnerable Altersgruppen – obwohl die meisten Neuansteckungen derzeit in der Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren stattfinden. 

Vulnerable Altersgruppen gefährdet

Der Experte schilderte gegenüber der APA: "Die Erfahrungen zeigen, dass die Infektionsdynamik schnell auch im Laufe einer Infektionswelle in andere Altersgruppen überschwappen kann." Allerdings sei zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen, ab wann mit einer kritischen Belastung der Intensivstationen (ICU) und insgesamt der Krankenhausbetten zu rechnen sei. 

 "Wir rechnen zwar damit, dass dieses Überschwappen durch die Impfquoten in den vulnerablen Altersgruppen langsamer vonstattengehen wird, passieren wird es aber wohl", warnt Bicher.

Er verweist dabei auf die aktuellen Intensivbelagszahlen aus Großbritannien, die inzwischen mit leichter Verzögerung langsam steigen.

Kapazitätslimits

Würde dies auch in Österreich erfolgen, so habe sich im Vergleich mit dem Vorjahr "eigentlich nichts an den Kapazitätslimits geändert", und da wurde es mit rund 2.000 bis 4.000 täglichen bestätigten Neuinfektionen "langsam enger", und bei spätestens 7.000 ging es in die Nähe der Auslastungsgrenze.

In diesem Zusammenhang weist Bicher darauf hin, dass in der Vergangenheit sowohl Belags- wie im weiteren Verlauf auch die Todeszahlen immer erst mit einem starken Zeitverzug zu den Inzidenzen gestiegen sind, weshalb "neben dem Monitoring der Belagszahlen natürlich auch jenes der Inzidenzen entscheidend" sei.

43,4% vollimmunisiert

Ebenso entscheidend ist der Impffortschritt. Aktuell sind in Österreich 43,4 Prozent der Bevölkerung vollimmunisiert, wobei die Erstimpfungen mittlerweile allerdings stagnieren. Erst eine Durchimpfungsrate von etwa 70 bis 85 Prozent werde in etwa ausreichen, um das Virus hinreichend einzudämmen, erläuterte der Experte.

Bisher ist man hier von 66 Prozent ausgegangen. Doch angesichts der mittlerweile dominierenden, aggressiveren Delta-Variante ist dieser Wert viel zu niedrig. Des Weiteren gehe es nie nur um Geimpfte, sondern stets um Immunisierte, und "ob diese Immunität nun durch Impfung oder Vorerkrankung erworben wurde, spielt hierbei keine Rolle".

Welle klein halten

Zudem stellte er klar, dass eine Impfrate von 70 bis 80 Prozent wohl nicht ausreichen würde, um eine Welle zu verhindern – "aber sie wird voraussichtlich dazu beitragen, dass sie klein genug bleibt, um ohne Maßnahmen das Überlasten des Systems zu verhindern".

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