Nicht nur die wirtschaftlichen Turbulenzen bei KTM machen es sichtbar: Die Wirtschaft ist in der Rezession, die Industrie in der Krise, Arbeitslosigkeit und Staatsschulden steigen. Die Österreichische Nationalbank (OeNB) erwartet in ihrer am Freitag veröffentlichten Prognose für 2024 das zweite Jahr in Folge eine sinkende Wirtschaftsleistung (-0,9 Prozent). Im Jahr 2025 wird mit einem positiven, aber nur schwachen Wachstum von 0,8 Prozent gerechnet, bevor der Aufschwung im Jahr 2026 mit 1,6 Prozent seinen Höhepunkt erreichen soll.
Die HVPI-Inflation wird 2024 gegenüber dem Vorjahr um mehr als die Hälfte auf 2,9 Prozent fallen. Danach wird mit einem weiteren kontinuierlichen Rückgang gerechnet, wobei das Inflationsziel der EZB von 2 Prozent im Jahr 2027 erreicht werden dürfte.
Über die Konjunkturaussichten war Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann am Freitagabend Studiogast von Margit Laufer in der ORF-"ZIB2".
Im vergangenen Jahr hätte man auf einen Konsumanstieg gehofft, was man tatsächlich habe, sei eine hohe Sparquote der Haushalte. Der Konsum sei nicht so angesprungen wie erhofft. Er glaubt aber diesbezüglich an eine Besserung im kommenden Jahr.
Er sei nicht in der Rolle, der Regierung Tipps zu geben. Allerdings: Wenn Sparziele angegangen werden, müssten diese klar definiert und umgesetzt werden. Holzmann führte aus, dass im Zuge eines Treffens in der OeNB Ökonomen das Pensionsthema als wichtigen Punkt ausgemacht haben.
Konkret geht es dabei darum, dass das Pensionsversicherungssystem nachhaltiger aufgestellt werden müsse. Hierbei sei ein wesentlicher Punkt, dass der Arbeitsmarkt für die ältere Bevölkerung besser funktionieren müsse. "Ein Problem, das wir haben, ist teilweise ein zu frühes In-die-Pension-gehen". Auf der anderen Seite könnten Menschen, die gerne länger arbeiten möchten, dies nicht tun, so der Experte.
Sein Fazit: "Eine längere Arbeitsbeteiligung der Älteren wird sehr, sehr wesentlich sein, um mit den Pensionen fertig zu werden".
Wie lange also sollte man in Österreich arbeiten gehen müssen, wollte Laufer wissen. Holzmann verweist auf skandinavische Länder Norwegen und Schweden, wo das Pensionsantrittsalter bereits bei 67 bzw. 68 Jahren liege. Das könne man sich auch in Österreich "durchaus vorstellen". Ihm ist aber klar, dass das nicht für alle gehen werde – "leider". Das gelte aber nicht für "den Großteil der Österreicher".
Es kam aber noch dicker. Denn Margit Laufer hakte nach, man könnte auch das Pensionsantrittsalter an die Lebenserwartung koppeln, was bedeuten würde, dass man künftig bis 70 arbeiten muss. Holzmann gab sich keinen Illusionen hin: "Sie könnten vielleicht bis 70 arbeiten müssen", sagte er der ORF-Moderatorin – Jahrgang 1990, Anm. der Red. – ins Gesicht. Diese wirkte ob dieser Ankündigung nicht gerade erfreut, brachte das Interview aber gekonnt zu Ende.