Coronavirus

Experte sagt, wie viele Impfungen Todesfall verhindern

Laut dem Wiener Epidemiologen Herwig Kollaritsch ist Corona-Impfung "besser als alle bekannten Impfungen". Doch die Vakzine haben auch einen Haken.

Roman Palman
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Am 27. Dezember 2020 wurde in Österreich erstmals gegen Corona geimpft.
Am 27. Dezember 2020 wurde in Österreich erstmals gegen Corona geimpft.
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Die laut "Kurier" rund 10.000 Teilnehmer machten den "giftigen Live-Stream" am Dienstagabend zur wohl bisher am stärksten besuchten Online-Fortbildungsveranstaltung der Österreichischen Ärztekammer überhaupt. Sie alle waren gekommen, um die Ausführungen zu den Fakten und Aussichten der aktuellen Corona-Impfungen durch den Wiener Impfspezialisten Herwig Kollaritsch zu verfolgen.

Darin postulierte der Mediziner: "Die Covid-19-Impfung ist 'besser' als alle bekannten Impfungen". Er unterstrich den potenziell enormen Nutzen der bereits zugelassenen mRNA-Wirkstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Noch ein Jahr Pandemie würde nach seiner Rechnung bedeuten, dass ein Viertel der Bevölkerung infiziert werde. Die Todesrate in Folge der Infektion beziffert er auf rund ein Prozent.

440 Impfungen verhindern Todesfall

Obwohl die Vakzine analog zur FSME-Impfung bisher nur eine Eigenimmunität herstellen können, würden sie bei der Eindämmung helfen. Kollaritsch rechnet vor: "Um einen Covid-19-Erkrankungsfall zu verhindern, muss man nur vier bis fünf Personen impfen. Um einen Todesfall zu verhindern, müssten 440 Personen immunisiert werden, bei alten Menschen nur 56 Personen."

Infektiologe Herwig Kollaritsch
Infektiologe Herwig Kollaritsch
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Diese Zahlen geben Hoffnung, denn sie sind im Vergleich mit anderen Krankheiten wesentlich geringer. "Bei der Meningitis B muss man 33.000 Menschen impfen, um einen schweren Fall zu verhindern", so der Experte weiter. Bei Kindern liege die erforderliche Rate der Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) bei 210, um einen einzigen schweren Verlauf zu verhindern. 

Weil bei jungen Menschen unter 16 bzw. 18 Jahren keine Impfungen vorgesehen sind, könne das Virus unter den Jugendlichen weiter zirkulieren und neue Cluster unter Personengruppen ohne Immunität ausbrechen lassen. Kollaritsch tritt vehement für die Impfung ein: "If you don't like vaccination, try the disease". Zu deutsch:

"Wenn Sie die Impfung nicht mögen, versuchen Sie es mit der Erkrankung."

Kaum schwere Nebenwirkungen

Impfreaktionen seien bei den mRNA-Vakzinen bisher gering ausgefallen. Mehrere internationale Studien hätten übereinstimmend Rötungen um die Einstichstelle, Schwellungen, Müdigkeit, Glieder- und Kopfschmerzen als häufigste Reaktionen festgestellt. "Der Spuk dauert einen Tag, dann ist er weg", zerstreut der erfahrene Epidemiologe mögliche Bedenken. 

Schwere Nebenwirkungen habe es bisher nur zu einem sehr geringen Teil gegeben. Unter 1,893 Millionen geimpften US-Amerikanern sei es bei 175 Personen zu einer allergischen Reaktion gekommen. Von diesen wiederum sei es nur bei 21 zu einem schweren anaphylaktischen Anfall gekommen, bis auf vier dieser Patienten hätten alle Betroffenen aber eine medizinische Vorgeschichte mit Allergien gehabt. Allergiker sollten deshalb eine halbe Stunde lang nach der Impfung unter Beobachtung bleiben.

"Sie sind geschützt"

Es gibt aber auch eine gute Nachricht für alle jene, die Covid-19 bereits überstanden haben. "Nach einer Infektion besteht je nach Verlauf mindestens sechs Monate eine Immunität. Ein 'Immun-Gedächtnis' ist bis zu acht Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion nachweisbar", wird Kollaritsch im "Kurier" zitiert. Kommt es also zu einer Knappheit bei den Vakzinen, könnten Ex-Corona-Patienten um mindestens ein halbes Jahr zurückgereiht werden. "Sie sind geschützt", so der Fachmann abschließend. 

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    Karl Schöndorfer / picturedesk.com