Ukraine

Experte sagt, was Putin im Winter machen wird

In der Ukraine zeigt das Thermometer in den Nächten bereits unter null Grad an. Russlandexperte und Uni-Professor Ulrich Schmid ordnet ein.

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    Der russische Präsident <a data-li-document-ref="100237825" href="https://www.heute.at/g/kreml-chef-wladimir-putin-reist-nicht-zu-g20-gipfel-100237825">Wladimir Putin</a> ist bei einem wichtigen Gipfeltreffen der OVKS vor aller Augen blamiert worden.
    Der russische Präsident Wladimir Putin ist bei einem wichtigen Gipfeltreffen der OVKS vor aller Augen blamiert worden.
    Vahram Baghdasaryan/Photolure via REUTERS

    Herr Schmid, welche Auswirkungen wird der kommende Winter auf den Krieg in der Ukraine haben?

    Sowohl die russische als auch die ukrainische Seite werden aus militärischer Sicht etwa gleich unter dem Winter leiden. Bei der ukrainischen Zivilbevölkerung sieht es allerdings anders aus. Russland setzt auf eine neue Strategie, weg vom Abnützungskrieg hin zu einer Zermürbungstaktik.

    Das Ziel ist es nicht mehr, neue Gebiete einzunehmen, sondern die russische Armee will zivile Infrastruktur zerstören, um die Ukrainerinnen und Ukrainer von der Strom-, Wasser- und Internetversorgung
    abzutrennen.

    Die Menschen sollen in ständiger Angst leben, dass ihnen demnächst das Wasser ausgehen könnte oder dass sie keine warmen Mahlzeiten mehr kochen können. Putin will den Winter nutzen, um den Widerstandswillen der Ukrainer zu brechen.

    Was heißt das für den Krieg an der Front?

    Die meisten russischen Truppen haben sich in die besetzten Territorien in den Gebieten Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja zurückgezogen und bereiten sich nun darauf vor, diese über die kalten Monate zu halten.

    Den Russen geht die Munition aus. Als sich die russischen Truppen im Sommer aus Teilen des Donbass zurückzogen, haben sie viel militärisches Gerät zurückgelassen. Dieses fehlt nun nicht nur dem russischen Militär, sondern kann von der ukrainischen Armee eingesetzt werden. Zudem stehen aktuell nur bedingt neue russische Soldaten zur Verfügung, die eine Großoffensive ermöglichen könnten.

    Viele der bei der Teilmobilisierung Mitte September eingezogenen Männer befinden sich noch in der Ausbildung und sind frühestens im Frühling einsetzbar.

    Wird man also über den Winter hinweg abwarten?

    Im Winter herrschen für beide Seiten erschwerte Kriegsbedingungen. Die Kälte ist schwierig für alle Soldaten, die Moral sinkt. Auch der Waffeneinsatz erfordert einen zusätzlichen Effort. Ich rechne deshalb damit, dass Russland erst im Frühling mit frischen Truppen und neuer Ausrüstung eine Großoffensive starten wird, um die annektierten Gebiete Saporischschja und Cherson vollständig unter eigene Kontrolle zu bringen.

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      Helmut Graf
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