Ukraine

Experte rechnet mit 10 Millionen Kriegs-Flüchtlingen

Von der "größten Flüchtlingskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg" spricht der Experte Gerald Knaus. Er rechnet mit dreimal so vielen Flüchtlingen.

Michael Rauhofer-Redl
Migrationsforscher Gerald Knaus war am Dienstagabend (15.03.2022) Interview-Gast von Armin Wolf in der "ZIB2".
Migrationsforscher Gerald Knaus war am Dienstagabend (15.03.2022) Interview-Gast von Armin Wolf in der "ZIB2".
Screenshot ORF

Der Krieg in der Ukraine geht mit unverminderter Härte weiter. Immer öfter sind zivile Wohngebäude betroffen. Die Zahl der Flüchtlinge übersteigt bereits drei Millionen. Gerald Knaus spricht sogar von bis zu zehn Millionen Vertriebenen aus der Ukraine. Sind wir auf den Zustrom von Zehntausenden Menschen vorbereitet? Zu dieser Frage war am Abend der renommierte Migrationsforscher Gast in der ORF-"ZIB2".

Es waren dramatische Worte, die Knaus zum Beginn des Interviews an Moderator Armin Wolf richtete. Zu den schon jetzt mehr als drei Millionen Flüchtlingen könnten sich alleine bis Ende März zwei weitere Millionen Kriegsvertriebene dazugesellen – und selbst das wäre noch lange nicht das Ende des Flüchtlingsstroms. Eine Vielzahl dieser Menschen werde sich auf den Weg nach Wien oder Berlin machen, einfach deswegen, weil Polen alleine diese Menschen nicht versorgen wird können. 

Zweckoptimus – "Uns bleibt nichts anderes übrig

Um diesen Menschen helfen zu können, brauche es adäquate Schlafmöglichkeiten und eine entsprechende Logistik, die Menschen in ganz Europa unterbringen zu können. Der Experte gab ein Beispiel: Spanien sei bereit, 120.000 Menschen aufzunehmen. Man könne sich ausrechnen, wie viele Flüge es brauche, wenn man diese Menschen mittels Luftbrücke direkt aus Polen zu transportieren.

Knaus erzählt, dass er am Dienstag mit mehreren Politikern in Österreich und Deutschland gesprochen habe. Diese hätten mittlerweile einen realistischen Eindruck über die Zahl jener Menschen, die fliehen werden müssen. "Wir brauchen Zweckoptimismus, es bleibt uns nichts anderes übrig", so Knaus. Denn diese Menschen werden auf jeden Fall kommen und man könne nicht zulassen, dass diese Menschen bei uns auf der Straße schlafen müssen. 

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    Die Angriffe der russischen Armee auf die ukrainische Hauptstadt werden immer heftiger. 
    Die Angriffe der russischen Armee auf die ukrainische Hauptstadt werden immer heftiger.
    - / AFP / picturedesk.com

    "2015 war nur Übung"

    Was die Situation jetzt von jener aus 2015, wo nach einer anfänglichen Willkommenskultur auch ein gegenteiliger Effekt eingesetzt hat, wollte Wolf von seinem Gast wissen. Die Situation sei anders, weil es nicht nur einige Länder seien, die den Geflüchteten positiv gegenüberstünden. Es gebe einen breiten Konsens gegen Wladimir Putins Brutalität. Dieser wolle Europa durch die massive Flüchtlingswelle polarisieren. Er wolle auch, dass sich Europa gegen die Ukrainer stellt. Knaus sieht aktuell aber "niemanden, der ihm diesen Gefallen tun will". 

    Man müsse aber sagen, dass es sich um die größte Flüchtlingskatastrophe seit Ende des Zweiten Weltkrieges handle oder zumindest handeln könnte. "Das wird unglaublich schwierig, aber mit der Empathie und mit der Zusammenarbeit von allen, ist es zu bewältigen", ist er überzeugt. Der Chef einer großen Ausländerbehörde habe gesagt, dass 2015 im Vergleich zur jetzigen Situation "nur eine Übung" gewesen sei. Knaus hofft, dass wir das, was wir 2015 gelernt haben, nun anwenden können. 

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      Helmut Graf
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