Coronavirus

Experte knallhart: "Werden zur Bananen-Republik"

Komplexitätsforscher Peter Klimek zeigte sich in der "Zeit im Bild 2" ungewohnt emotional. Er attackierte dabei mächtige Politiker des Landes. 

Michael Rauhofer-Redl
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Peter Klimek attackierte die Politik scharf.
Peter Klimek attackierte die Politik scharf.
Screenshot ORF

Am Donnerstag waren Johann Knotzer, Primar im Klinikum Wels und Komplexitätsforscher Peter Klimek zu Gast in der ORF-"ZIB2". Vor allem letzterer zeigte sich im Talk mit Lou Lorenz-Dittlbacher von seiner emotionalen Seite. Den Anfang machte zunächst aber Intensivmediziner Knotzer. 

Oberösterreich gilt ja seit Wochen als Corona-Hotspot, nun wurde hier erstmals ein Lockdown für Ungeimpfte angekündigt. Knotzer zeigt dafür viel Verständnis. Die Lage auf den Intensivstationen sei "ernst, sehr sehr ernst". Er stimmt mit Landeshauptmann Thomas Stelzer überein, der ja von einer "dramatischen" Situation gesprochen hat. 

"Haben den Zenit noch nicht erreicht"

Gleichzeitig hat der Mediziner eine düstere Prognose. "Wir haben den Zenit noch nicht erreicht", erklärt er in Hinblick auf die Neuinfektionen. Das habe auch Auswirkungen auf die Versorgung von Patienten. Schon jetzt müsse bei geplanten Eingriffen eine Priorisierung stattfinden. Aktuell seien zwei Drittel aller Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen ungeimpft. Jene, die trotz zweifachen Jaukerls ein ICU-Bett brauchen seien schon schwer vorerkrankt. Alleine heute habe der Mediziner zwei geimpfte Personen behandeln müssen, die eine Organtransplantation hinter sich hätten. 

Es sei eine Tatsache, und das müsse auch an dieser Stelle gesagt sein, dass es sich aktuell im Wesentlichen um "eine Pandemie der Ungeimpften" handle, so Knotzer. 

Johann Knotzer ist Primar am Klinikum Wels. Am Donnerstag war er zu Gast in der ORF-"ZIB2".
Johann Knotzer ist Primar am Klinikum Wels. Am Donnerstag war er zu Gast in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Entwicklung war "absolut vorhersehbar"

Weit weg von Optimismus zeigte sich dann auch der Klimek. Der Komplexitätsforscher erklärte, dass kein Wendepunkt des Infektionsgeschehens in Sicht sei. Die Experten gehen davon aus, dass Österreich auch künftig fünfstellige Neuinfektionszahlen zu erwarten habe. 

Was dann folgte war ein Rundumschlag gegen die Politik. Die aktuelle Entwicklung sei "absolut vorhersehbar" gewesen. Man habe eine günstige Entwicklung im September aus politischen Gründen falsch gedeutet, aber überraschend komme diese Situation nicht. Zumal man in Österreich hervorragende und auch international renommierte Wissenschaftler hervorgebracht habe. 

Über Aussagen "erschüttert"

In diesem Zusammenhang zeigte er sich "erschüttert" über die Aussagen von Wilfried Haslauer, dem Salzburger Landeshauptmann. Dieser hatte am Mittwoch in einem überspitztem Statement erklärt, dass Virologen am liebsten alle Personen in ein Zimmer einsperren wollten, weil sich so niemand anstecke. Es sei Aufgabe der Wissenschaft jene Evidenz zu liefern, anhand derer dann die Politik Entscheidungen treffen solle. 

Die Aussage des Salzburger Politikers wertete er als Frontalangriff auf die Wissenschaft. "Wenn dieses wissenschaftsfeindiche Klima weiter um sich greift, dann machen wir einen Schritt zur Bananenrepublik", erklärter Klimek. ORF-Moderatorin Lorenz-Dittlbacher konstatierte, dass man den Forscher selten so emotional gesehen habe. 

Abschließend erklärte Klimek, dass es von eben diesen politischen Entscheidungsträgern abhänge, ob es zum generellen Lockdown in Österreich komme. Das hänge davon ab, ob die notwendigen Maßnahmen gesetzt werden. Es gebe Teile des Landes, wo ein genereller Lockdown noch verhindert werden könne. Implizit erklärte er damit, dass es auch solche gibt, wo dies nicht mehr der Fall ist. 

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