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Experte gibt Warnung aus: Dann verdoppelt sich Teuerung
Dramatische Prognose von Wifo-Chef Gabriel Felbermayr: Die Inflation könnte sich im Lauf des Jahres sogar verdoppeln. Aus diesem Grund:
Die Teuerungswelle schwappt derzeit über das Land. Doch die Spitze des Eisberges sei noch lange nicht erreicht, glaubt der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts Gabriel Felbermayr. Felbermayr rechnet mit einem weiteren Anstieg der Inflation auf neun Prozent. Steht aber über den Winter nicht genug Gas zur Verfügung, könnte sich die Inflation sogar verdoppeln (18 Prozent).
Für den Rest des Jahres 2022 werde die Konjunktur noch gut laufen, aber ab Dezember werde es "möglicherweise sehr dick kommen", sagte Felbermayr am Donnerstagabend in der Verbund-Diskussionsveranstaltung "Energiewende - aber sicher" in Berlin.
Felbermayr rechnet mit "kriegswirtschaftlichen Zuständen"
"Da schlummert gewaltiges soziales Konfliktpotenzial", warnt der Wifo-Chef . Dann werde vieles nicht mehr nach marktwirtschaftlichen Regeln über die Bühne gehen. Es drohten "kriegswirtschaftliche Zustände", die die Menschen "auf die Straße treiben" könnten. Dann sei auch wieder Kurzarbeit zu erwarten, "mit schnell sehr großen Zahlen". Da würden Einmalzahlungen nichts helfen, die Menschen würden nur mehr merken, dass ihnen zur Monatsmitte das Geld ausgeht.
Von Kriegswirtschaftszuständen im Winter sprach auch der frühere EU-Kommissar aus Deutschland, Günther Oettinger. Es werde "einen Gaspreis geben, der sich gewaschen hat", da der russische Präsident Wladimir Putin "den Gashahn auf- und zudrehen" und damit die Befüllung der Speicher verhindern werde. Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) sprach von einem "Tal der Tränen" durch das man durch müsse und sagte, man müsse der Realität ins Auge blicken, "dass wir mit einem Wohlstandsverlust rechnen müssen". Es werde sich die Frage stellen "was hält man aus". Angesichts dessen, was Europa nun möglicherweise bevorstehe, "war die Coronapandemie nur zum Warmlaufen", so die Ministerin.
Experte fordert Preisdeckel
Felbermayr forderte im Kampf gegen hohe Energiepreise eine Abkoppelung des Strompreises vom Gaspreis. Ein Preisdeckel müsse auf jeden Fall im europäischen Gleichschritt erfolgen und werde auch "zig Milliarden" kosten, sei aber dennoch effizienter als Maßnahmen wie Sondersteuern auf Energieunternehmen oder ein Tankrabatt. Allerdings hätte es zahlreiche Folgekosten, wie zum Beispiel Exportverbote für den mit Steuergeld verbilligten Strom.
Dem hielt Verbund-Chef Michael Strugl entgegen, dass solche Eingriffe in den Strommarkt unweigerlich zu einem staatlich regulierten Preis führen müssten "wie bei uns vor 20 Jahren" – was er ablehne. Auch habe der Preisdeckel in Spanien und Portugal dazu geführt, dass dort "Gaskraftwerke Tag und Nacht laufen" - das würde den Gasmangel noch beschleunigen. Aus seiner Sicht ist die einzige Alternative, so rasch wie möglich neue Kapazitäten für erneuerbare Energie zu schaffen. "Wir müssen bauen, bauen, bauen", so Strugl. Erst wenn genug Kraftwerke mit erneuerbarer Energie zur Verfügung stünden, würden fossile Kraftwerke aus dem Markt gedrängt. In der Übergangszeit müsse man sozial Bedürftige und betroffene Unternehmen unterstützen.
Wie ist der Krieg für Putin aus?
Einig war sich die Runde, dass Europa die Krise nur gemeinsam meistern könne. Wenn die EU-Länder nun gegeneinander arbeiten würden, werde das die Lage noch verschlimmern. Die vom Moderator vehement eingeforderte positive Schlussnote gab es nur im langfristigen Ausblick. Strugl erwartet, es werde die Steuerzahler zwar Milliarden kosten, den am härtesten Getroffenen zu helfen, aber längerfristig werde die Transformation der Energieversorgung zu erneuerbaren Quellen beschleunigt. Felbermayr erinnerte an eine Wifo-Berechnung, wonach der Wohlstandsverlust langfristig nur bei einem halben Prozentpunkt der Wirtschaftsleistung liege. "Langfristig ist es handhabbar", so Felbermayr.
Und während Edtstadler mit Jean Monnet einen der geistigen Mitbegründer der EU zitierte: "Europa wurde in der Krise geschmiedet", ist Oettinger sicher, dass Putin sein Ziel, die EU "in die Knie zu zwingen" nicht erreichen wird. Europa sei in der Krise immer stärker geworden. Und er habe sehr positive Erinnerungen an die Wohnsituation seiner Großeltern, wo nur die Küche - mit Holz - immer geheizt worden sei, während im Winter das Wohnzimmer nur sonntags - mit Kohle - und das Schlafzimmer nie warm waren.
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