Coronavirus
Experte fordert Impfungen in Moscheen und bei Konzerten
Forscher Niki Popper von der sieht ein Defizit in der Kommunikation, warum die Impfung so wichtig ist. Er will Impfungen auch ungewöhnlichen Orten.
Simulationsforscher Niki Popper von der TU Wien hat am Montag im "Wien heute"-Interview für Aufsehen gesorgt. Angesichts von "nur" 55 Prozent Vollimmunisierten in Österreich und 46 Prozent durchgeimpfter Bevölkerung in Wien fordert er spezielle Maßnahmen um die Impfbereitschaft zu erhöhen.
Es gehe dabei darum, den Fokus auf der Strategie zu behalten, das Gespräch mit den Menschen zu suchen. "Schaut, wenn ihr euch impfen lasst, dann tragt ihr dazu bei, dass wir das Ding ein für alle Mal erledigt haben", gibt Popper die Marschrichtung für den Dialog mit derzeit noch ungeimpften Personen vor.
Zu den Eingangs erwähnten Werten erklärt Popper. "Das reicht schlicht und ergreifend nicht, dass wir das Problem erledigt haben". Der Wissenschaftler ist generell ein Freund klarer Ansagen: "Man kann sich entweder infizieren oder man ist geimpft. Alle anderen Dinge verschieben die Sache ja nur immer weiter", führt er aus.
Jedes Prozent Durchimpfungsrate wichtig
Was würde es bringen die Impfrate zu erhöhen? Popper führt aus, dass die Modellrechnungen zeigen, dass jedes halbe Prozent höhere Durchimpfungsrate helfen würde, die Pandemie zu bekämpfen. Im Mai und Juni habe man gesehen, wie die "Dynamik aus der Pandemie herausgenommen" wurde. Neben der erhöhten Durchimpfungsrate habe auch die Sommer-Saison eine Auswirkung gehabt.
Popper will Effekt von Reiserückkehrern nicht überbewerten
Apropos Auswirkung. Jene der Reiserückkehrer auf das Infektionsgeschehen will Popper nicht überbewerten. Ja, durch diese komme etwas dazu. Das sei auch so gewesen bei den geöffneten Lokalen, bei Veranstaltungen und bei Einkäufen. Nur weil die Zahlen steigen, sei das noch kein Grund zur Panik. Wichtig sei nun eben die Überzeugungsarbeit bei der impfskeptischen Bevölkerung.
Popper kritisiert die Verantwortlichen des öffentlichen Lebens. "Wir hätten früher zu den Menschen kommen müssen, dass verstanden wird, warum die Impfung die einzige Lösung ist, die wir haben." Er bemühte einen Vergleich mit Olympiasiegerin Anna Kiesenhofer. Diese habe ihren Sieg sportlich super, aber auch schlau gemacht: "Sie hat konsequent eine intelligente Strategie verfolgt". Wir seien momentan im "Hauptfeld der Nichtsieger".
"Wir hätten viel früher schauen müssen, dass wir ganz nah zu den Menschen kommen und dass verstanden wird, warum die Impfung die einzige Lösung ist, die wir haben. Und da müssen wir jetzt weiter dran bleiben. Da sollten wir nicht nur im Stephansdom impfen, sondern auch in der Moschee der Synagoge, oder wo immer auch immer die Leute erwisch. Bei Konzerten und wo auch immer die Leute eben sind.