Coronavirus

Experte erklärt, warum die Schweiz keinen Lockdown hat

In der "ZiB2" gibt SRF-Wissenschaft-Chefredakteur Thomas Häusler in den Schweizer Umgang mit der Pandemie und warum es hier keinen Lockdown gibt.

Roman Palman
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Thomas Häusler, der Leiter der Wissenschaftsredaktion des Schweizer Rundfunks (SRF)
Thomas Häusler, der Leiter der Wissenschaftsredaktion des Schweizer Rundfunks (SRF)
Screenshot ORF

Die Aussendung der Schweizer Gesellschaft für Intensivmedizin klingt wie eine teilweise Kapitulation. 876 Intensivbetten gibt es in unserem Nachbarland, 876 davon sind "aktuell praktisch belegt". 242 Reservebetten gebe es noch, insgesamt könne auf 1.200 aufgestockt werden. Einen harten Lockdown wie in Österreich gibt es derzeit aber nicht. Kritiker sehen ein "politisches Totalversagen" – "Heute" berichtete.

Wie dramatisch ist die Situation in der Schweiz wirklich? Und wie reagiert die Bevölkerung darauf? Zu diesen Themen war Mittwochabend Thomas Häusler, der Leiter der Wissenschaftsredaktion des Schweizer Rundfunks (SRF), per Teleschaltung zu Gast bei Armin Wolf im ORF-Studio der "ZiB2".

"Die Lage in den Spitälern ist teilweise angespannt, es gibt aber noch Kapazitäten", schildert der Journalist in dem Interview unter dem Titel "Leidgenossen". Warum in der Schweiz im Vergleich zu Österreich so viele Infizierte mehr sterben, sei derzeit noch unklar. Täglich werden zwischen 80 und 100 Todefälle gezählt.

Politik zeigt "starken Willen" gegen Lockdown

Einem Lockdown steht die liberale Schweiz eher negativ gegenüber: Experten und Mediziner würden zwar dazu raten, doch Kritiker würden warnen, dass danach die Neuinfektionen gleich wieder steigen könnten und es keine nachhaltige Maßnahme sein könne. Sie sprechen von einem Jojo-Effekt.

Häusler erklärt: "Es gibt in der Politik einen starken Willen, einen Lockdown zu vermeiden." Weil die Zahlen derzeit zurückgehen, liege dieser wohl derzeit aber nicht am Tisch. 

Die Schweizer Regierung hat bereits 4,5 Millionen Dosen eines Corona-Impfstoffs geordert. Doch wie realistisch ist es eigentlich, dass sich Hälfte der Bevölkerung impfen lässt?

Kein schnelles Ende

Innerhalb eines Jahres werde wohl noch nicht genug Impfstoff für alle bereitgestellt werden können, schätzt der SRF-Experte. Die erste Charge an Dosen werde vermutlich erst an Risikogruppen und medizinisches Personal ausgegeben werden – Ahnliches hatte auch Gesundheitsminister Rudi Anschober in Österreich in Aussicht gestellt.

Eine schnelles Ende der Pandemie durch eine Impfung erwartet Häusler aber nicht. "Es gibt in der Schweiz eine beträchtliche Anzahl an Leuten, die Impfungen gegenüber skeptisch eingestellt sind". Eine Herdenimmunität werde man deshalb in den nächsten Monaten nicht erreichen können, so die abschließende Einschätzung des Chefredakteurs.

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