Politik

Experte erklärt, ob es jetzt Lockdown für alle braucht

Der Infektiologe Richard Greil (Uniklinikum Salzburg) sprach am Dienstag in der "Zeit im Bild 2" über die aktuelle Corona-Lage in Österreich.

André Wilding
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Infektiologe Richard Greil in der ZIB2
Infektiologe Richard Greil in der ZIB2
Screenshot/ ORF

Die Corona-Situation in Österreich ist weiter angespannt. Alleine in den letzten 24 Stunden wurden insgesamt mehr als 7.700 Neuinfektionen registriert. 2.152 Personen müssen derzeit (Stand 9. November) aufgrund einer Infektion in Krankenhäusern medizinisch behandelt werden, 403 davon kämpfen auf Intensivstationen um ihr Leben.

Laut dem Infektiologen Richard Greil vom Uniklinikum Salzburg ist die Lage im Land und den Spitälern kritisch. Aufgrund der stark steigenden Corona-Zahlen hatte der Experte erst vor wenigen Tagen "Lockdown-ähnliche" Verschärfungen gefordert. In der "Zeit im Bild 2" äußerte er sich am Dienstag bei Moderator Armin Wolf zum aktuellen Stand der Dinge.

Im Gespräch mit Wolf erklärte der Infektiologe, dass in vielen Krankenhäusern die Situation äußerst prekär sei, da man aufgrund von Pflegemangel bereits viele Spitalsbetten habe sperren müssen. Das arbeitende Personal auf den Normal- und Intensivstationen sei am Limit und man kämpfe jeden Tag um jeden einzelnen Patienten.

"Größere Herausforderung als dritte Welle"

Bereits im Sommer habe er vor einer vierten Corona-Welle im Land gewarnt. "Die vierte Welle stellt uns vor noch größeren Herausforderungen als die dritte Welle", stellt Greil klar. Das habe vor allem mit der "unglaublichen Anstiegsgeschwindigkeit" der Fälle bzw. den Patienten in den Spitälern zu tun.

Österreich befinde sich im Gegensatz zum letzten Jahr nach wie vor in einer "exponentiellen Wachstumsphase". "Es kommen erst jetzt Patienten ins Spital, die vor circa sieben Tagen erkrankt sind", erklärt der Infektiologe. Die Situation sei daher schwieriger als etwa vor einem Jahr, als es noch keine Impfung gegen das Virus gab.

Der 5-Stufenplan der Bundesregierung sei zudem an die Auslastung der Intensivbetten gekoppelt. Laut Richard Greil der ganz falsche Ansatz. Aber warum? "Die Intensivstationen sind aus einem anderen Patienten-Kollektiv gespeist. Lange bevor die Intensivstationen überlaufen, haben wir ein großes Problem mit den Patienten auf anderen Stationen der Normalversorgung".

Das Problem liege bei Greil vor allem in der Normalbetten-Versorgung. "Diese beiden Einheiten (Anm. Normal- und Intensivbetten) speisen sich aus ganz verschiedenen Patientenpopulationen", erklärt der Experte in der ZIB2. Neben älteren Personen mit Impfdurchbrüchen würden eben auch junge Menschen im Spital aufgrund einer Infektion landen.

"Wir brauchen Atempause für Spitäler"

"Es muss geklärt werden, wie viel Kompensation es gibt, bevor schwerste Schäden für andere Patienten entstehen", so Greil. Laut dem Infektiologen seien die aktuellen Maßnahmen ohnehin zu wenig. Braucht es also einen neuen Lockdown? "Das muss man vor der individuellen Situation des Bundesland sehen."

Die Corona-Regeln seien richtig, aber sie würden zu lange dauern, bis sie wirksam werden. "Wir brauchen jetzt eine Atempause für die Spitäler." Sollte die vorhergesehene Impfgeschwindigkeit eingehalten werden, bräuchte man vier Monate bis die Menschen durchgeimpft seien. "Das ist viel zu spät, um die Welle zu brechen."

Wenn man einen schnellen Effekt haben wolle, "dann müssen alle Menschen die Kontaktketten unterbrechen". Ein Lockdown nur für Geimpfte reiche nicht. Denn: "Auch Geimpfte können Infektionen weitergeben und sind selber infektionsgefährdet", erklärt Greil.

Harter Lockdown für alle?

Man müsse zudem damit rechnen, dass die Wirkung der Impfungen in Wirklichkeit Wochen dauert. Das würde zu lange dauern. "Wir brauchen massive Kontaktreduktionen."

Also ein kurzer harte Lockdown für alle? "Mir gefällt das Wort Lockdown nicht. Ich bin für extremen Pragmatismus. Wenn das stattfindet, dann muss es rechtzeitig genug stattfinden und sehr klar sein. Weil auch der Lockdown dauert, bis er Wirksamkeit entfaltet, etwa 14 Tage", erklärt Greil.

Er müsse "sehr klar und sehr deutlich sein", dann könne er auch kurz sein. "Aber der wesentliche Punkt ist: er muss effektiv sein." Bei der zweiten Welle seien die Maßnahmen viel zu langsam gewesen, die auch viel zu schwach waren.

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