Putin stoppt Lieferungen

Ex-OMV-Chef mit Warnung: "Gaspreis wird ansteigen"

Als Reaktion auf ein Schiedsgerichtsurteil stoppte Russland die Gaslieferungen nach Österreich. Am Samstag äußerte sich Ex-OMV-Boss Roiss zur Lage.

Ex-OMV-Chef mit Warnung: "Gaspreis wird ansteigen"
Der ehemalige OMV-Chef warnt vor steigenden Gaspreisen.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Russland hat seine Gaslieferungen an das österreichische Energieunternehmen OMV Samstagmorgen eingestellt. Der Stopp der Lieferungen gilt als Reaktion auf ein Schiedsgerichtsurteil der Internationalen Handelskammer, das der OMV im Streit mit Gazprom 230 Millionen Euro zugesprochen hatte. Die OMV hatte zuvor angekündigt, die nächsten Gaslieferungen so lange als bezahlt anzusehen, bis der Betrag aufgebracht ist.

Österreich wird laut Kanzler Karl Nehammer trotz Russlands Gas-Lieferstopp an seiner Ukraine-Politik festhalten. "Wir lassen uns nicht erpressen und nicht in die Knie zwingen", sagte der konservative Regierungschef. "Niemand muss in Österreich frieren. Die Wohnungen können geheizt werden." Der Lieferstopp sollte zu keinen Preiserhöhungen führen, meinte der Kanzler. Es seien ausreichend Reserven vorhanden, und Österreichs Gasverbrauch sei nicht marktrelevant für Europa, argumentierte er.

Mehrere Bezugsquellen und volle Speicher

Die OMV und der Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, Alfons Haber, versicherten zuletzt mehrfach, dass durch einen solchen Schritt im Land keine Gas-Mangel-Lage entstehen werde. Im Vergleich zum Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 und der folgenden Energiekrise durch die Drosselung der russischen Gaslieferungen sei die Situation inzwischen aufgrund von niedrigerem Gasverbrauch und mehr Bezugsquellen deutlich besser. Außerdem seien alle Speicher zu rund 90 Prozent voll. Allein das Gas aus den Speichern reicht für Österreich rund ein Jahr.

Die OMV bereitet sich seit drei Jahren auf dieses Szenario vor. Das alternative Gas soll aus Norwegen, aus eigener Produktion oder in Form von Flüssigerdgas per Schiff über Deutschland oder Italien kommen. Und die Gasspeicher würden mit 95 Terawattstunden den heimischen Bedarf für mehrere Monate decken.

"Preiserhöhung ist bereits eingetreten"

Am Samstagmorgen äußerte sich Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss im Ö1-Morgenjournal zur aktuellen Lage. "Ich sehe die Gasversorgung für diesen Winter gesichert", so der frühere Top-Manager, der davon ausgeht, dass künftig weiterhin kleine Mengen russisches Gas über Slowakei oder Ungarn nach Österreich kommen werden.

Roiss rechnet durch den Gas-Stopp mit einer Preiserhöhung: "Diese ist bereits eingetreten, das sieht man an der Börse aktuell sehr deutlich." Diese Preissprünge werden nun auch beim Strompreis durchschlagen und damit auch die Inflation wieder anfeuern, so der Ex-OMV-Chef.

Maßnahmen der Regierung notwendig

Nun sei die Regierung gefragt, gegen diese Entwicklung vorzugehen. Mit Teilmengen der Gasreserven von zwei Milliarden Kubikmeter könne man jetzt das Angebot von Gas an der Börse erhöhen. Dadurch könne man "preisstimulierend eingreifen". "Diese Maßnahmen sind notwendig, um zu verhindern, dass der Konsument draufzahlen muss, wenn die Regierung hier versagt", stellt Roiss klar.

Aktuell gehe er nicht davon aus, dass man einen ähnlichen Preisanstieg wie bei Ausbruch des Ukraine-Krieges zu erwarten habe. "Kurzfristig werden sehr wohl preistreibende Effekte eintreten", so der ehemalige OMV-Chef. "Der Staat muss hier reagieren", nimmt Roiss die Regierung abschließend in die Pflicht.

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    Courtesy Everett Collection / Everett Collection / picturedesk.com

    Auf den Punkt gebracht

    • Russland hat die Gaslieferungen an Österreichs OMV eingestellt, nachdem ein Schiedsgericht der OMV 230 Millionen Euro im Streit mit Gazprom zugesprochen hatte
    • Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss warnt vor steigenden Preisen und fordert die Regierung auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die Auswirkungen auf Verbraucher zu mildern, während Kanzler Nehammer betont, dass Österreichs Gasversorgung gesichert sei und man sich nicht von Russland erpressen lasse
    20 Minuten, red
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