Kritik am Verband
Ex-ÖSV-Star sicher: Das führte zu unserer Speed-Krise
Ex-Skirennläufer Matthias Lanzinger kritisiert die ÖSV-Nachwuchsarbeit. Nach seinem eigenen Horror-Crash äußert er sich zur Verletzungs-Krise.
Die Ski-Stars rasen am Samstag (12 Uhr Abfahrt) und Sonntag (12 Uhr Super-G) in Kvitfjell um den Sieg. Die Rückkehr an den norwegischen Ski-Ort weckt bei rot-weiß-roten Fans die Erinnerungen an den tragischen Unfall von Ex-Rennläufer Matthias Lanzinger.
Nach einem schlimmen Crash und Versäumnissen in der Rettungskette verlor Lanzinger in Kvitfjell seinen linken Unterschenkel. In der aktuellen Saison sind die Sicherheitsbedenken im Weltcup so präsent wie lange nicht. Schwere Verletzungen der Topstars erschüttern den Sport. Gleichzeitig bleiben vor allem bei den österreichischen Speed-Herren die Erfolge vergangener Zeiten aus.
Material Schlüssel bei Verletzungen
Im Interview mit der "Tiroler Tageszeitung" spricht Lanzinger nun über beides: die ÖSV-Krise, die Verletzungsmisere. Der 43-Jährige betont: "Die Zahl war immer zu hoch. Aber jetzt erwischt es auch Top-Athleten, da kommt das ganz anders an die Oberfläche."
Lanzinger identifiziert verschiedene Ursachen für das Problem: "Das ist eine Verkettung mehrerer Faktoren. Die Dichte ist extrem, der Handlungsspielraum für das Material wird schmäler." Er weist auch auf die Belastung durch die Rennen und die mangelnde Fitness einiger Sportler hin: "Manche Sportler treten zudem nicht immer fit an."
Kritik am ÖSV-Nachwuchs
In Bezug auf die Situation junger österreichischer Skitalente kritisiert Lanzinger die zu frühe Spezialisierung und das Fehlen einer ausgewogenen Grundausbildung: "Wir haben gute Leute mit Potenzial, aber aus meiner Sicht findet die Spezialisierung zu früh statt." Er bemängelt, dass viele Talente im Speed-Bereich verloren gehen, da der ÖSV hohe technische Anforderungen stellt: "Der ÖSV muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass viele Talente verloren gingen."
Jedoch räumt er ein, dass Anpassungen vorgenommen wurden, um auch Spezialisten der schnellen Disziplinen eine Chance zu geben: "Man änderte das ein wenig ab, jetzt haben auch wieder Speedspezialisten eine Chance, die Kaderkriterien zu erfüllen."
Bis zu seinem folgenschweren Unfall am 2. März 2008 galt Lanzinger als eines der größten Zukunftsversprechen im ÖSV-Alpinteam. Nach der Bein-Amputation kämpfte sich der Athlet zurück in den Spitzensport, errang bei den Paralympics in Sotschi 2014 jeweils Silber im Super-G und der Kombi.
Auf den Punkt gebracht
- Der ehemalige Skirennläufer Matthias Lanzinger kritisiert die Nachwuchsarbeit des Österreichischen Skiverbands und äußert sich zur Verletzungs-Krise im Skisport, die im Zuge schwerer Verletzungen der Topathleten deutlich zutage tritt
- Er moniert die zu frühe Spezialisierung junger Talente und das Fehlen einer ausgewogenen Grundausbildung im ÖSV
- Außerdem identifiziert er verschiedene Faktoren, die zur Sicherheitsproblematik und zum Mangel an Erfolgen bei den österreichischen Speed-Herren beitragen