Österreich
Ex-BZÖler spottet über Opfer sexueller Gewalt
Für Opfer sexueller Gewalt hat Ex-BZÖ-Politiker Gerald Grosz wenig über. Auf Facebook schreibt er in einem mit Geld gesponserten Beitrag, dass sie nicht die "wahren Opfer" seien.
Die Anschuldigung der Vergewaltigung und sexuellen Belästigung gegen Filmmogul Harvey Weinstein hat eine Welle von Enthüllungen ausgelöst. Nun werden unter anderem Kevin Spacey, Dustin Hoffman, Peter Pilz sowie zahlreiche britische Abgeordnete oder der Islamwissenschaftler Tariq Ramadan sexueller Übergriffe bezichtigt.
Nichts abgewinnen kann der #metoo-Debatte der Ex-BZÖ-Politiker Gerald Grosz, der auf Facebook einen Text und ein Video zum Thema veröffentlichte und diese, um möglichst viele User zu erreichen, mit Geld sponserte. Damit wird der Beitrag nicht nur seinen Fans, sondern auch Nutzern angezeigt, die seine Seite nicht geliked haben - ein Schritt, mit dem Grosz auch gegen die Facebook-Werberichtlinien verstoßen haben könnte. Diese verbieten Content, der diskriminiert oder "kontroverse politische oder soziale Themen für kommerzielle Zwecke ausnutzt".
"Horde von kulturfremden Bereicherern"
Für Opfer sexueller Gewalt liest sich der Beitrag wie blanker Hohn. Wer sich zur Debatte äußert, gehört für Grosz zu den "EmpörerInnen", den Text richtet er "an Euch hauptberufliche Opfer des Geschlechterkrieges, kurzum an Euch KampfemanzInnen – männlich und weiblich!", auch von einem "Dauertrommelfeuer der gekreischten Betroffenheit" ist die Rede.
Viele User, die den Beitrag kommentieren, stören sich an zwei Dingen im Posting: Einerseits verharmlost der Text Opfer sexueller Gewalt, behauptet ein "perfekt inszeniertes Outing am Laufband" und dass es "für die wahren Opfer von sexueller Nötigung und Vergewaltigungen wie ein übler Hohn klingt". Andererseits nimmt er sexuelle Gewalt ernst - aber nur dann, wenn es um Ausländer und Flüchtlinge, von Grosz als "Horde von sogenannten kulturfremden Bereicherern" bezeichnet, geht.
User sehen Schuld bei Opfern
"Während Ihr Euch in Eurer Opferrolle suhlt, bräuchten wird mutige Heldinnen und Helden die sich kraftvoll vor unsere hart erkämpften Frauenrechte stellen. Aber dazu seid Ihr offenbar nicht in der Lage, denn die bequeme Empörungsrolle gefällt Euch besser!", so Grosz.
Roh geht es auch in den User-Kommentaren zum Beitrag zu, wo teils die Schuld an sexueller Gewalt den Opfern selbst gegeben wird - "Victim Blaming" nennt sich das. "Erst brezeln sich die Damen auf bis zum Gehtnichtmehr, mit großen Ausschnitten und kurzen Röcken, und dann empören sie sich über Anmache. Viele Männer fühlen sich durch solche provokanten Outfits eingeladen, das ist nun einmal so", befindet eine Userin. "Diese Medien-Tussis brauchen nicht jammern. die biedern sich ja regelrecht an", ein anderer. Und als "Ratten" bezeichnet ein Dritter jene Frauen, die sich zu sexueller Gewalt äußern.
Die Kriminalstatistik
Laut Kriminalstatistik gab es im Vorjahr 899 angezeigte Vergewaltigungen in Österreich, ein Anstieg um 73 Taten im Vergleich zu 2015. In 48 Prozent der Fälle bestand ein Bekanntenverhältnis zwischen Täter und Opfer, in weiteren 25 Prozent passierte die Tat innerhalb der Familie und in weiteren zwölf Prozent gab es eine Zufallsbekanntschaft, etwa nach einem Kennenlernen im Internet oder einem Lokal.
Dagegen sind sich in 14 Prozent der Fälle Täter und Opfer unbekannt. In einem Prozent der Fälle konnten die Ermittler die Art der Beziehung nicht feststellen. 56,6 Prozent der Täter sind Österreicher und 43,4 Prozent Nichtösterreicher. Die Anzeigen beim Bestand "Sexuelle Belästigung und öffentliche geschlechtliche Handlungen" stiegen von 2015 auf 2016 von 1.228 auf 1.918.
Der Beitrag von Gerald Grosz:
(red)