Niederösterreich

"Zahlen, Maul halten" – 100 Minuten Warten bei Strom

Die EVN passt mit 1. 9. die Preise an, kann ab nun zwei Mal im Jahr die Preise angleichen. Jetzt ging das erste Schreiben raus, die Leitungen glühen.

Die EVN-Zentrale in Maria Enzersdorf.
Die EVN-Zentrale in Maria Enzersdorf.
Bild: picturedesk.com

Rauchende Köpfe und ratlose Gesichtsausdrücke bei einigen EVN-Kunden am Montag, andere Klienten ärgern sich über die endlose Wartezeit bei der Service-Hotline. Denn das neueste Anpassungsschreiben der EVN (siehe Bilderstrecke) sorgt teilweise für mehr Verunsicherung als Aufklärung.

"Gewisse Änderungen"

Im Schreiben wird festgehalten, dass ab jetzt zwei Mal statt ein Mal im Jahr die Preise angeglichen werden können bzw. dürfen. Weiters wurde die Ratenzahlung thematisiert und "gewisse Änderungen" des Vertragsgegenstandes.

Was heißt das nun konkret für rund 600.000 Strom- und 300.000 Gaskunden? Generell seien laut EVN-Sprecher Stefan Zach nur rund 50 % der Kunden betroffen (nicht betroffen sind Kunden mit einer Preisgarantie und Floattarifen, Anm.), also rund 300.000 Stromkunden und etwas weniger als 150.000 Gaskunden. "Die betroffenen Kunden haben nun die Möglichkeit, dass sie den neuen Lieferbedingungen nicht zustimmen. Es besteht eine vierwöchige Widerspruchsfrist", erklärt Stefan Zach. Erst nach der Zustimmung würde dann Brief Nummer 2 kommen, der auch Tarife beinhalten wird.

Zwei Briefe per Gesetz

"Es ist gesetzlich so verankert, dass wir das in zwei Schreiben verfassen müssen", erklärt Stefan Zach weiter. Es bestehe überhaupt kein Grund zur Hektik oder Panik. Wird der Vertragsänderung nicht zugestimmt, würde der Vertrag mit 30. November enden. Die EVN verweist weiters auf die Möglichkeit eines 5 Prozent-Rabattes bei bestimmten Tarifen.

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    Infoschreiben über Anpassung der EVN
    Infoschreiben über Anpassung der EVN
    privat

    "Zahlen und Maul halten"

    Doch vielen Kunden reißt langsam der Geduldsfaden. Eine Kundin berichtet von einer 100-minütigen Wartezeit beim Anruf in der Service-Hotline. "Wir sind für Sie da!!! Wir sind für Sie da!!! Bereits 100 Minuten in der Warteschleife , weil ich eine kleine Auskunft zum Tarif und zur Ratenerhöhung brauche! Da ist ein Megakonzern angesichts einer klarerweise erhöhten Nachfrage nicht fähig, mehr Mitarbeiter fürs Callcenter einzustellen? Weit haben wir es gebracht. So wird mittlerweile mit zahlenden Kunden verfahren, zahlen und Maul halten!", so etwa Kundin Sabine F.

    Nach 2 Stunden fuhr Kundin nach Baden

    Nach 2 Stunden reichte es Sabine F., sie fuhr direkt ins Servicecenter nach Baden. Dort machte die Kundin eine positive Erfahrung: "Ich bin direkt in das Servicecenter der EVN in Baden bei Wien gefahren, KEINE Wartezeit, kompetente Beratung, wirklich top. Aber dennoch ist es in Summe ein Frechheit, denn viele Menschen haben nicht die Möglichkeit, direkt hinzufahren und sind aufs Telefon angewiesen."

    Auch "Heute" hatte am 31. Juli die Servicestelle der EVN angerufen. Nach 90 Minuten erst meldete sich eine Mitarbeiterin, die immerhin freundlich, kompetent und bemüht war - mehr dazu hier.

    Wie berichtet hatte die Energieallianz Austria (EAA)  per 1. September 2022 die Preise für Strom und Gas in Wien und Niederösterreich erhöht - alles dazu hier. Die Index-Anpassung in den Standardtarifen der Wien Energie und der EVN als Teil der EAA wird aufgrund der aktuellen Marktsituation von 1. Jänner 2023 vorgezogen - sprich die Teuerung trifft uns just im ersten Teil der Heizperiode.

    Dennoch verspricht der Energieriese: Die EVN dreht die Energie auch bei Zahlungsverzug nicht ab - mehr dazu hier.

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