"Es wird kein Sommer wie damals mehr werden, leider"

"Ich denke, wir haben in der Tat diese Situation", sagt Epidemiologe Gerald Gartlehner auf die Frage, ob Österreich am Beginn einer vierten Corona-Welle stehe. "Die Zahlen werden weiter steigen", so der Experte am Freitag im Ö1-Morgenjournal, man sehe aber auch, dass die Spitalszahlen nicht im gleichen Ausmaß wie die Infektionszahlen ansteigen würden – das liege an den Impfungen und deshalb bestehe momentan auch kein Grund zur Aufregung.

Auch die steigende 7-Tages-Inzidenz hat nun "eine andere Bedeutung als vor einem Jahr, als die Gesamtbevölkerung noch empfänglich war für eine Infektion", so Gartlehner. Jetzt betreffe das Thema vor allem Jüngere, die noch nicht geimpft seien. Das spiegle sich auch in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen wieder, die seit Februar die höchste Inzidenz aufweist. Sie seien relativ wenig geimpft, hätten ein höheres Risikoverhalten und die Delta-Variante käme noch dazu, das zeige sich in den Nachtclubs.

"Es ist kein Grund zur Aufregung jetzt", so der Experte, denn die Gefahr der Auslastung der Krankenhäuser sei momentan nicht vorhanden. "Die Delta-Variante erwischt uns etwas zu früh", so Gartlehner, denn wenn man die Gesamtbevölkerung betrachte, seien noch weniger als 50 Prozent voll immunisiert. "Mit den rasch ansteigenden Zahlen können wir trotzdem noch Probleme bekommen", warnt Gartlehner, man müsse vorsichtig sein.

In diesem Zusammenhang sagt der Experte auch: "Für Eigenverantwortung, das wird kommen, ist es wahrscheinlich noch etwas zu früh." Reiserrückkehrer und Cluster in den Nachtclubs seien die zwei großen Faktoren, da müsse man handeln. Was er vorschlägt: Die Rückkehr der Maskenpflicht in Innenräumen bei Veranstaltungen und eine überarbeitete Reiseverordnung mit PCR-Testpflicht für ungeimpfte Reisende, denn die meisten Infektionen würden aus klassischen Urlaubsländern wie Italien, Spanien und Kroatien eingeschleppt. "Ich glaube, es wird auch kein Sommer wie damals mehr werden, leider", so Gartlehner.