Politik

Es wird ernst Putin liefert weniger Gas nach Österreich

Die Gas-Pipeline Nord Stream 1 wurde wie berichtet abgeschaltet. Nun registrieren auch Experten einen verminderten Gasfluss nach Europa.

Michael Rauhofer-Redl
Wladimir Putin lässt derzeit weniger Gas ausliefern. Energieministerin Gewessler hat dafür Notfallpläne.
Wladimir Putin lässt derzeit weniger Gas ausliefern. Energieministerin Gewessler hat dafür Notfallpläne.
Reuters; picturedesk.com

Seit 11. Juli wird die Gas-Pipeline Nord Stream 1 schrittweise abgeschaltet – Grund dafür war eine bereits seit längerer Zeit feststehende Wartung. Die Pipeline gilt als wichtigste Verbindung für russisches Erdgas nach Deutschland. Die Wartung soll nur wenige Tage dauern, schon am 21. Juli soll das Gas wieder fließen. Die heimische Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) machte zuletzt jedoch keinen Hehl daraus, dass niemand wisse, ob die Pipeline wie erwartet erneut ans Netz gehen wird.

Für den Moment zeigt sich das zuständige Gewessler-Ministerium allerdings nicht allzu beunruhigt. Denn trotz der verminderten Gasflüsse könne Österreich derzeit noch Gas einspeichern, heißt es. "Auch am heutigen Mittwoch, 13. Juli, decken die Gasimporte nach Österreich den Inlandsverbrauch und ist die Gasversorgung uneingeschränkt möglich", heißt es in einer entsprechenden Mitteilung.

Die geplante Wartung der Pipeline "Nord Stream 1" bringt jedoch sinkende Gasflüsse nach Österreich. Der Gasfluss über die Ukraine ist aber weiterhin stabil. Die Befüllung der Gasspeicher wird in den kommenden Tagen daher deutlich langsamer werden.

Vorbereitungen auf Worst-Case-Szenario

Es sei möglich, dass an einzelnen Tagen auch Gas eingespeichert wird. Am Montag, 11. Juli, wurden beispielsweise ca. 98 GWh Gas in Österreich eingespeichert. Zentral für die weitere Entwicklung ist, ob die Pipeline wie geplant am 21. Juli wieder in Betrieb geht.

Sollte die Lieferung über Nord Stream 1 nach zehn Tagen nicht mehr aufgenommen werden, wird auch Österreich weitere Schritte setzen. Denn dann ist das Speicherziel der Bundesregierung gefährdet.

Für Dienstag, den 26. Juli wurde außerdem in Brüssel ein Rat der Energieminister einberufen, um die europäische Antwort im Fall eines Ausbleibens der Gaslieferungen abzustimmen.

So steht es um die heimische Gasbevorratung

➤ Der aktuelle Speicherstand der österreichischen Speicher beträgt 46,2 Terawattstunden. Das ist ca. die Hälfte des gesamten österreichischen Jahresverbrauchs. Die Einspeicherung vor Beginn der Wartung lag mit 450 GWh am Sonntag auf hohem Niveau. Am Montag, dem ersten Tag der Wartung, wurden 98 GWh Gas eingespeichert.

➤ Die Gasflüsse nach Österreich sind im Zuge der Wartung von Nord Stream 1 wie erwartet zurückgegangen. Russland liefert weniger Gas. Diese Mengen können laut OMV nur teilweise durch Zukäufe am Spot-Markt ersetzt werden.

➤ Das Speicherziel der Bundesregierung ist laut E-Control weiterhin erreichbar. In dieser Berechnung ist auch die laufende Wartung der Pipeline Nord Stream 1 berücksichtigt.

➤ Die Stromversorgung in Österreich wird derzeit überwiegend aus erneuerbaren Quellen gedeckt. Es wird aktuell kaum Gas für die Stromversorgung eingesetzt.

➤ Für den Ankauf einer strategischen Gasreserve in der Größenordnung von 20 Terawattstunden (mindestens 7,4 Terawattstunden davon nicht aus Russland) stehen bis zu 6,6 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Einspeicherung dieser Reserve wurde am 1. Juni begonnen. Die zweite Ausschreibung für die Beschaffung der strategischen Reserve startet am 15. Juli.

➤ Für die heimische Industrie wurde die Möglichkeit geschaffen, selbst Gas zu bevorraten. Dieses Gas ist dann auch im Falle einer Energielenkung geschützt. Diese Möglichkeit wurde bereits von großen Unternehmen in Anspruch genommen. Die VOEST hat etwa angekündigt 1,5 TWh Gas in Österreich einzuspeichern.

➤ Mit dem Market Maker wurde die rechtliche Grundlage geschaffen, Energiemengen am Markt gesichert als Option bereitzuhalten, die im Krisenfall schnell abgerufen werden können.

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