Großes Klimaschutz-Paket
Erstes EU-Land führt Steuer auf furzende Kühe ein
Die Dänen haben ein Mega-Paket für den Klimaschutz ausverhandelt. Riesige Flächen werden renaturiert, die Bauern für flatulierende Kühe besteuert.
Kein weiter wie bisher! Während viele Politiker nur von Umwelt- und Klimaschutz reden oder diesen gar torpedieren, macht Dänemark jetzt einen Mega-Schritt nach vorne in eine grünere Zukunft. Ein breites politisches Bündnis hat sich darauf geeinigt, dass 15 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen renaturiert werden sollen. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Regierungsangaben am Montag.
Damit soll unter anderem die übermäßige Nutzung von Düngemitteln eingedämmt werden. Diese gelangen in großer Menge auch ins Meer, was den Sauerstoffgehalt in den Küstengewässern in diesem Jahr auf ein alarmierend niedriges Niveau drückte – mit tödlichen Folgen für die Meeresbewohner und das marine Ökosystem.
5,8 Milliarden Euro
Dänemark ist eines der am stärksten von Landwirtschaft geprägten Länder der Erde. Zwei Drittel der Staatsfläche sind Ackerland, welches nun sukzessive bis zum Erreichen des 15-Prozent-Ziels aufgekauft werden soll. Dafür werden umgerechnet 5,8 Milliarden Euro im Budget vorgesehen.
Auf den stillgelegten Äckern sollen in den nächsten zwanzig Jahren rund eine Milliarde Bäume gepflanzt werden, 250.000 Hektar neuer Wald sollen dadurch entstehen. Weiter 140.000 Hektar an kohlenstoffreichen Tieflandflächen zur Natur zurückfinden.
Gefährliches Treibhausgas
Dem aber nicht genug. Dazu kommt eine Emissionssteuer für die Landwirtschaft, die auch noch für einen großen Teil der ausgestoßenen Treibhausgase Dänemarks verantwortlich ist. Ein Detail wirkt dabei durchaus skurril: Es wird eine Steuer auf furzende und rülpsende Rinder und Schweine eingeführt, meldet die Agentur AFP. Das ist weltweit (noch) einzigartig.
Die Methan-Emissionen der Tiere ab 2030 mit 40,20 Euro pro Tonne CO2-Äquivalent besteuert werden. Der Betrag soll bis 2035 auf bis zu 100 Euro ansteigen. Das müssen die Landwirte aber nicht alleine stemmen, parallel ist eine erhebliche Steuerentlastung vorgesehen. Dadurch reduzieren sich die tatsächlichen Kosten für sie ab 2030 auf 16 Euro pro Tonne CO2-Äquivalent, ab 2035 dann auf 40 Euro.
Gewichtiger Methan-Ausstoß durch Kühe
Internationales Aufsehen hatte eine Studie des Rowett Instituts an der Universität Aberdeen in Schottland im Jahr 2019 ausgelöst. Demnach stößt eine einzelne Kuh pro Jahr 70 bis 120 Kilogramm Methan (CH4) aus. Dieses ist ein vielfach klimaschädlicheres Treibhausgas als das bekannte Kohlendioxid (CO2). und das zweithäufigste in der Atmosphäre.
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"Wir werden das erste Land der Welt sein, das eine CO2-Steuer für die Landwirtschaft einführt", so die Ansage von Dänemarks Klimaminister Lars Aagaard am Montag. Die Steuer soll zur Klimaneutralität des Landes bis 2045 beitragen. Dänemark ist einer der größten Exporteure von Schweinefleisch weltweit. Schweinefleisch mache fast die Hälfte aller Agrarexporte des Landes aus, so der dänische Rat für Landwirtschaft und Ernährung.
"Es ist großartig"
Das ganze läuft im Rahmen des Abkommens für eine nachhaltigere Landwirtschaft. Dieses wurde im Sommer zwischen Regierung, Viehzuchtverbänden, Industrie und Gewerkschaften geschlossen. Die Vereinbarung über die, salopp gesagt, Rinderfurz-Steuer musste jetzt noch vom Parlament abgesegnet werden. Für die Umsetzung des überparteilichen Green Deals wurde im August ein eigenes Ministerium geschaffen.
Außenminister Lars Løkke Rasmussen: "Wenn man sieht, dass Traktorreifen in europäischen Hauptstädten verbrannt werden und Klimaaktivisten an den Autobahnen kleben, ist es großartig, in einem Land zu sein, in dem die Parteien zusammengebracht werden".
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Dänemark hat ein umfassendes Klimaschutzpaket beschlossen, das unter anderem eine Steuer auf die Methan-Emissionen von Rindern und Schweinen einführt, um die Landwirtschaft klimafreundlicher zu gestalten.
- Zudem sollen 15 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen renaturiert und eine Milliarde Bäume gepflanzt werden, um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen.
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