Coronavirus

Erster Österreich-Nachbar macht ernst bei Corona-Tests

Ab dem 11. Oktober sollen Ungeimpfte in der Schweiz für Covid-Tests in die Tasche greifen müssen. Unter Impfverweigerern gibt es einen Aufschrei.

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    "Der Bundesrat schickt uns Ungeimpfte in eine Art Lockdown, das kommt einem Impfzwang gleich", sagt M. J.* (28).
    "Der Bundesrat schickt uns Ungeimpfte in eine Art Lockdown, das kommt einem Impfzwang gleich", sagt M. J.* (28).
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    Noch rund zwei Wochen kommen Ungeimpfte in der Schweiz den Genuss von gratis Corona-Tests. Am 10. Oktober ist Schluss damit. Diese harte Linie schlägt der Bundesrat vor. Einen Bonus soll es für Einmal-Geimpfte geben – ihnen stünden noch bis Ende November kostenlose Antigen-Schnelltests und Speichel-PCR-Pool-Tests zu.

    "Wir sind überzeugt, dass die Impfung der Weg aus der Krise ist – das wird immer klarer", sagte Gesundheitsminister Alain Berset (SP) in einer Medienkonferenz. Das Testen hingegen mache nicht immun gegen das Virus. Zudem nehme die Zahl der Impfungen seit einigen Wochen zu.

    "Weder Fisch noch Vogel"

    Damit kämpften die Parteien erfolglos für weiterhin kostenlose Corona-Tests. Zuletzt hatte die Gesundheitskommission des Nationalrats in einem Brief an den Bundesrat die Weiterführung der Gratis-Tests verlangt. Für die Grünen etwa sei es unverständlich, dass der Bundesrat den Willen der Gesundheitskommission des Nationalrates ignoriere, schreibt Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt in einer Medienmitteilung. Den Entscheid bezeichnet sie als "weder Fisch noch Vogel". "Die Corona-Tests müssen für alle gratis bleiben, damit sich weiterhin möglichst viele Menschen testen lassen."

    Die SVP begrüßt zwar die zweiwöchige Verlängerung der Übernahme der Testkosten durch den Bund, wie sie in einer Medienmitteilung schreibt. Dass die Tests ab dem 11. Oktober kostenpflichtig würden, lehne sie jedoch entschieden ab. "Dies ist nichts anderes als ein Impfzwang."

    Ungeimpfte bleiben bei ihrer Meinung

    Viele Ungeimpfte kann der Entscheid des Bundesrates nicht umstimmen. "Der Bundesrat schickt uns Ungeimpfte in eine Art Lockdown, das kommt einem Impfzwang gleich", sagt M. J.* (28). Dennoch nehme er lieber in Kauf, nicht mehr ins Restaurant gehen zu können, als sich "nicht langfristig Erforschtes reinspritzen zu lassen". Er sei kein Impfgegner und sei sonst auch mit allen empfohlenen Impfungen geimpft, sagt der Logistiker. "Es ist aber noch zu früh, die Bevölkerung mit dem mRNA-Impfstoff zu impfen." Seiner Meinung nach wurde der Impfstoff noch nicht genügend erforscht, um diesen so früh an Menschen anzuwenden. "Wäre er so sicher, würde der Staat bei fatalen Nebenwirkungen Verantwortung übernehmen."

    Auch P. M.* will weiterhin ungeimpft bleiben. "Die Risiken dieser Impfung sind mir zu unklar", sagt die 27-jährige Hausfrau. Auf die Tests sei sie nicht angewiesen. Sie sei noch nie oft in Restaurants gegangen. "Man kann sich genauso gut zuhause treffen." Ihrer kleinen Tochter genügten der Wald und der Spielplatz. "Zum Problem würden die Tests für mich erst, wenn meine Tochter Bedürfnisse hätte, wie zum Beispiel einen Zoobesuch, wofür es das Zertifikat braucht."

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      I. K.* bleibt dagegen zurzeit keine andere Wahl. "Ich gehöre zu einer Randgruppe, die vom Bundesrat vergessen wird", so die 23-Jährige. Sie habe eine Autoimmunschwäche und wolle sich deshalb nicht impfen lassen. Nach allen Impfungen, die sie bisher gemacht habe, sei sie jeweils über eine Woche flachgelegen, sagt die Fachfrau Gesundheit. "Zudem kenne ich einige Leute, die nicht gut auf den mRNA-Impfstoff reagiert haben."

      Würden Corona-Tests ab dem 11. Oktober kostenpflichtig, würde sie ihre Besuche im Fitnessstudio deutlich reduzieren müssen. "Mit den Tests wäre regelmäßiges Training für mich zu teuer." Sich gegen Corona impfen zu lassen, schließt K. jedoch nicht aus. "Wenn ein guter Nicht-mRNA-Impfstoff verfügbar wäre, würde ich nicht mehr zögern." Alain Berset hatte am Freitag auch angekündigt, dass Verhandlungen über einen solchen Impfstoff bald abgeschlossen würden.

      FDP zeigt sich enttäuscht

      Zu wenig weit geht der Entscheid des Bundesrates hingegen der FDP, die als einzige Partei kostenpflichtige Tests unterstützte. "Die FDP ist enttäuscht über den Beschluss des Bundesrates. Wir bleiben dabei, die Tests für asymptomatische Personen müssen ab Oktober kostenpflichtig sein", twitterte die Partei. Die Impfung stehe allen kostenlos zur Verfügung und sei die einzige Möglichkeit, um das Virus wirksam zu bekämpfen.

      Der Basel-Städter SVP-Großrat Joël Thüring zeigte sich "halbwegs zufrieden". Der Bundesrat bleibe hart, schrieb er auf Twitter. "Damit fährt er den richtigen Kurs."

      *Name der Redaktion bekannt