Trotz Polit-Appell

Erster Kindergarten setzte Nikolo vor die Türe

In Fels am Wagram (Tulln) darf der Nikolo nicht rein. Denn Pädagogen entschieden: "Es könnten sich zu viele Kinder Angst vorm Mann mit Bart haben"

Erster Kindergarten setzte Nikolo vor die Türe
Nikolo mit Bart, Mütze und Stab könnte Kindern, vor allem traumatisierten Integrationskindern, Angst machen (Symbolfoto von Umzug aus 2012)
Getty Images

Da halfen selbst der Niklolaus-Appell von Landeschefin Johanna Mikl-Leitner (VP) und jener Krampus und Brauchtum-Appell von Landesvize Udo Landbauer (FP) nichts: In Fels am Wagram (Bezirk Tulln) jagten Pädagoginnen den Nikolaus nämlich zum Teufel. Die Pädagoginnen hatten einstimmig dagegen gestimmt, den Nikolo überhaupt ins Haus zu lassen.

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    Nikoläuse werden extra geschult: Hier die Nikolausschulung am 22. November in Melk.
    Nikoläuse werden extra geschult: Hier die Nikolausschulung am 22. November in Melk.
    Wolfgang Zarl

    Eltern liefen laut "Krone" bereits im Vorfeld dagegen Sturm, wandten sich auch an die Gemeinde. Die Stellungnahme: Derzeit seien aufgrund der Kindergartenoffensive besonders viele Unter-Dreijährige im Haus, die sich trotz Vorbereitung in der Gruppe vor dem "großen Mann mit Bart und Mütze" fürchten könnten.

    Viele Unter-Dreijährige könnten vor dem großen Mann mit Bart und Mütze Angst haben
    Gemeinde Fels
    zu Nikolausverbot

    Zudem gebe es Personalmangel. Und: "Bei einzelnen Integrationskindern ist teilweise nicht eindeutig bekannt, welche traumatischen Erfahrung sie erfahren haben und sie sollen sich im Kindergarten sicher aufgehoben fühlen", heißt es.

    Landbauer: "Wir haben jahrelang gewarnt"

    Für die örtliche FP ein Skandal: "Die Begründung der Gemeindeführung, es gebe pädagogische Gründe, die ein Verbot des Nikolos rechtfertigen würden, überschreitet die Grenze zur Absurdität", so Gemeinderat Michael Witt. FP-Landesvize Udo Landbauer: "Wir haben jahrelang davor gewarnt, die eigenen Traditionen und Bräuche sukzessive in den Hintergrund zu stellen und eventuell irgendwann mal gar abzudrehen. Es soll nicht sein, dass einzelne Pädagogen den Kindern das Leuchten in den Augen nehmen."

    Ortschef stellt Nikolo auf

    Auch Bürgermeister Christian Bauer (VP) war danach um Schadensbegrenzung bemüht: „Wir in Fels am Wagram unterstützen natürlich die Bräuche und Traditionen, die vor allem die Adventzeit in unserem Land mit sich bringt. Das gilt für den Adventkranz, das Christkind und natürlich auch für den Nikolaus. Ich wurde als Bürgermeister nicht darüber informiert, dass kein pädagogisch geeigneter Nikolaus gefunden werden konnte und deshalb der heurige Nikolausbesuch im Kindergarten ausfallen sollte. Damit nachträglich konfrontiert, habe ich mich unverzüglich umgehört und konnte einen seit Jahren erfahrenen Nikolaus auftreiben - somit ist der morgige Nikolausbesuch im Kindergarten gesichert, denn als Gemeinde setzen wir uns natürlich für die Traditionen und Bräuche, die unsere Gemeinschaft so liebenswert machen, ein."

    Als Hintergrund: In den letzten Jahren soll es einen Vorfall rund um einen wenig geschulten Nikolo im Kindergarten gegeben haben. Dies sorgte für Diskussionen und daher hatten die Pädagoginnen so entschieden.

    Landeschefin Johanna Mikl-Leitner hatte erst im November mit einem Brief an Kindergärten klar und deutlich dafür plädiert, Bräuche weiterhin zu feiern.

    Im Landhauskindergarten war der Nikolaus schon diese Woche zu Besuch – und wurde von den Kindern herzlich und begeistert empfangen. Mit dabei war auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, die sich darüber freute, dass diese Tradition auch heuer im Landhauskindergarten hochgehalten wird: "Bräuche und Traditionen geben Halt und Orientierung, und das brauchen wir gerade jetzt in unserer Zeit mehr denn je. Darum bin ich sehr dankbar für die Nikolausfeiern, die in diesen Tagen landauf landab in unseren Kindergärten abgehalten werden. Denn durch die liebevolle Gestaltung derartiger Anlässe wird für unsere Kinder eine Atmosphäre der Sicherheit und Geborgenheit geschaffen".

    FP auch Pro-Krampus

    Die FP hatte schon jahrelang vor einem Niedergang des Brauchtums gewarnt, wurde in der Vergangenheit dafür auch oft kritisiert, wenn man vor Nikolo-Verboten gewarnt hatte. Landesvize Udo Landbauer hatte erst am heutigen Krampustag klargestellt: "Der Krampus ist ein uraltes Brauchtum aus dem Alpenraum. Und auch dieses Brauchtum soll gepflegt werden. Denn der Nikolaus und der Krampus gehören zusammen."

    Mikl-Leitner begrüßt Besuch

    Zum Schluss war auch die Landeschefin zufrieden: "Ich freue mich sehr, dass der heilige Nikolaus morgen auch den Kindergarten in Fels am Wagram besuchen wird. Das Beispiel zeigt: Es gibt vereinzelt Verunsicherungen im Umgang mit unseren Traditionen und Bräuchen. Wir sind eine Gesellschaft, die aufeinander Rücksicht nimmt. Das darf aber nicht dazu führen, dass wir unsere eigenen Traditionen verleugnen, nur weil sie in anderen Kulturkreisen nicht üblich sind. Mit Nikolausfeiern spalten wir nicht die Gesellschaft, sondern fördern die Gemeinschaft. Ich danke allen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie allen Pädagoginnen und Pädagogen, die unsere Traditionen hoch halten und Nikolaus-Feiern ermöglichen. Und danke allen, die als Nikolaus im Land unterwegs sind und unseren Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern."

    Akt.