Mikl-Machtwort für Bräuche
"Irrglaube!" Landeschefin ruft zu Nikolo-Feiern auf
In einem Brief an Kindergärten plädiert Johanna Mikl-Leitner nun dafür, "besinnliche Bräuche der Nächstenliebe und Wärme" auch weiterhin zu feiern.
Erst kürzlich hatte Johanna Mikl-Leitner Geldstrafen für "integrationsunwillige Familien" gefordert. Jetzt legt sie in der Diskussion um ein Verbot von Nikolo- und Adventfeiern in Kindergärten nach. In der jährlich aufkommenden Debatte um Nikolausfeiern in heimischen Kindergärten und Schulen hat sie eine klare Haltung. Eine Woche vor dem ersten Adventsonntag verfasste die niederösterreichische Landeschefin nun ein Brief an ihre Kindergartenleitungen und Pädagogen im Elementar-Bereich. Das eine Seite lange Schreiben liegt "Heute" vor; Mikl-Leitner wirbt darin um eine "liebenswerte Gemeinschaft", die vor allem "vom Zusammenhalt und unserer gegenseitigen Unterstützung getragen" sei, wie die mächtige ÖVP-Politikerin schreibt.
Nikolaus-Machtwort für NÖ
In unsicheren Zeiten wachse "die Sehnsucht nach Halt und Orientierung", so Mikl und befindet: "Bräuche und Traditionen geben uns diesen Halt und diese Orientierung". Sie würden "Identität und Verbundenheit" schaffen. Dann sprechen die Landeshauptfrau und Familienlandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister ein Nikolo-Machtwort für Niederösterreich: "Wir Sie gerade in diesen Zeiten darin bestärken, in Ihrem Kindergarten unsere besinnlichen Bräuche der Nächstenliebe und der Wärme auch weiterhin zu feiern. Sie schaffen für unsere Kinder durch die liebevolle Gestaltung von Advent- und Nikolausfeiern eine Atmosphäre der Sicherheit und Geborgenheit!"
Christen gedenken am 6. Dezember dem Heiligen Nikolaus von Myra – ein vermögender Priester, der sein Hab und Gut an Bedürftige verteilte. An seinem Todestag erfreuen sich heute vor allem Kinder über kleine Gaben, die häufig in einem Strumpf oder Stiefel versteckt werden.
„Mit einer Nikolausfeier spalten wir nicht die Gesellschaft, sondern fördern vielmehr die Gemeinschaft.“
Mikl-Leitners Brief anlässlich der Nikolo-Feiern schließt mit einem Dank für das tägliche Engagement der Kindergarten-Mitarbeiter und "für Ihren wertvollen Beitrag für die Identitäts- und Bewusstseinsbildung in unserem Bundesland!"
Mikl-Leitner: "Folgenschwerer Trugschluss"
"Heute" ersuchte am Sonntag um Aufklärung über die Hintergründe der Debatte – und stellte die Frage, ob das explizite Feiern christlicher Heiliger nicht Andersgläubige ausschließe. Mikl-Leitner antwortet mit einem Brief an die "Heute"-Leser und niederösterreichischen Landsleute (in voller Länge unten). Dass man eigene Bräuche aufgeben müsse, weil diese "Familien aus anderen Kulturkreisen ausschließen", sei "ein folgenschwerer Trugschluss", der letztlich allen schade, so Mikl-Leitner. Nikolaus- oder Martinsfeiern im Kindergarten würden "vielmehr die Gemeinschaft fördern". Sie tritt vehement dafür ein, "unsere traditionellen Bräuche der Nächstenliebe und Wärme auch weiterhin zu feiern".
Johanna Mikl-Leitner schreibt ihren niederösterreichischen Landsleuten:
Wir nehmen in unserer lebens- und liebenswürdigen Gemeinschaft Rücksicht aufeinander und haben Verständnis füreinander. Das ist es, das aus unserer Gesellschaft eine Gemeinschaft macht. Dieses richtige Verständnis, dieses wertvolle Selbstverständnis hat in den letzten Jahren in vielen europäischen Ländern aber gleichzeitig zu Verunsicherungen und Missverständnissen geführt. Es hat zu Verunsicherungen und Missverständnissen im Umgang mit unseren gewohnten und von unseren Kindern geliebten Bräuchen und Traditionen geführt. Das Missverständnis liegt in dem Irrglauben, man müsse die eigenen Bräuche aufgeben, weil diese Bräuche Familien aus anderen Kulturkreisen ausschließe. Das ist ein folgenschwerer Trugschluss und das schadet letztlich allen. Mit einer Nikolausfeier oder einem Martinsfest im Kindergarten spalten wir nicht die Gesellschaft, sondern fördern wir vielmehr die Gemeinschaft. Wir spalten dagegen die Gesellschaft, wenn wir uns dazu entschließen, das alles nicht mehr zu tun. Wenn wir damit aufhören, unsere Bräuche und Traditionen dort zu leben, wo sich unsere Kinder begegnen, wo unsere Kinder auch lernen miteinander in einer Gemeinschaft zu leben und umzugehen, wenn wir unsere Bräuche und Traditionen außerhalb der Orte der Begegnung verlegen, dann schwindet das Verständnis für unser Land und unsere Gemeinschaft, dann führt das zu Abgrenzung und Abwendung und schadet damit der Integration. Nun leben wir ohnehin schon in besonders herausfordernden Zeiten – für die Familien und für die Kinder. Wir leben in Zeiten der Krisen und Kriege. Daher sollten wir gerade in diesen Zeiten unsere traditionellen Bräuche der Nächstenliebe und der Wärme auch weiterhin feiern. Damit schaffen wir für unsere Kinder etwas sehr Liebevolles und für unsere gesamte Gemeinschaft etwas sehr Wertvolles. Ich wünsche Ihnen allen eine besinnliche Vorweihnachtszeit!