Niederösterreich

Erfolgreicher Telenotarzt-Start im Bezirk Amstetten

Das Projekt Telenotarzt entwickelt sich gut beim Roten Kreuz Niederösterreich. 50 reale Einsätze wurden bereits absolviert.

Tanja Horaczek
Das Pilotprojekt "Telenotarzt" wird gut angenommen.
Das Pilotprojekt "Telenotarzt" wird gut angenommen.
RK St. Peter/Au

In St. Peter in der Au (Amstetten) startet das Projekt Telenotarzt. Telenotärzte kommen zum Einsatz, wenn Rotkreuz-Sanitäter vor Ort dringend Unterstützung durch einen Notarzt benötigen – beispielsweise, wenn sich der Gesundheitszustand von Patienten plötzlich dramatisch verschlechtert.

1/3
Gehe zur Galerie
    Das Telenotarzt-System wird derzeit an den neun Standorten immer dann aktiviert, wenn sich eine:r der sechs Telenotärzt:innen anmeldet
    Das Telenotarzt-System wird derzeit an den neun Standorten immer dann aktiviert, wenn sich eine:r der sechs Telenotärzt:innen anmeldet
    RK NÖ / M. Hechenberger

    Telenotarzt in Aktion

    In St. Peter/Au kam ein Telenotarzt gleich zum Einsatz. Eine ältere Dame wählt den Notruf, weil sie sich nicht wohlfühlte. Ein Rettungsteam des Roten Kreuzes St. Peter/Au machte sich auf den Weg. Nach einer Ersteinschätzung beschloss der Notfallsanitäter, den Telenotarzt hinzuzuziehen, um so der betagten Dame einen Transport ins Krankenhaus eventuell ersparen zu können. Und tatsächlich: Sie konnte in häuslicher Pflege belassen werden.

    Ärztliche Versorgung deutlich beschleunigt

    „Ziel des Projektes Telenotarzt ist es, bei Bedarf den Patienten vor Ort noch schneller helfen zu können“, betont auch Präsident Josef Schmoll, Rotes Kreuz Niederösterreich. „Mit diesem innovativen Ansatz kann ein Notarzt bzw. eine Notärztin online zur Beratung beigezogen werden, dadurch wird die ärztliche Versorgung in der Notfallrettung deutlich beschleunigt.“ Bis dato konnten bereits 50 reale Einsätze durch das Projekt Telenotarzt unterstützt werden.

    Erste Stelle im Bezirk Amstetten

    Als erste Bezirksstelle im Bezirk Amstetten ist das Rote Kreuz St. Peter/Au seit Anfang August Teil des Pilotprojektes. Neben dem oben genannten Beispiel wurde vor kurzem bereits ein weiteres Mal auf die Telemedizin zurückgegriffen: So konnte einem Schüler mit gebrochenem Unterarm noch rascher geholfen werden.

    An neun Standorten aktiviert

    „Wir haben aktuell sechs ehrenamtliche Telenotärzte und rund 170 Notfallsanitäter, die mit dem System vertraut sind“, meint Chefarzt und Ärztlicher Leiter Rettungsdienst Berndt Schreiner, Rotes Kreuz Niederösterreich. Das Telenotarzt-System wird derzeit an den neun Standorten immer dann aktiviert, wenn sich einer der Telenotärzte anmeldet. Dann werden die Sanitäter informiert, dass sie auf diese Personalressource zugreifen können. „Dabei ist es unabhängig davon, wo der Arzt bzw. die Ärztin tatsächlich sitzt, sie können standortunabhängig zur Beratung zugezogen werden“, erklärt der Chefarzt.

    „Wir arbeiten intensiv daran, ein eigenes Schulungsprogramm‚ Telemedizin für Notfallsanitäter zu entwickeln, um unsere Mitarbeiter künftig noch einfacher und schneller auf dieses System ausbilden zu können“, sagt Landesrettungskommandant Wolfgang Frühwirt, Rotes Kreuz Niederösterreich. Der Telenotarzt solle künftig als Säule der präklinischen Versorgung fungieren.

    Ein eigener Projekt-Beirat bestehend aus Experten der Ärztekammer Niederösterreich, der Landesgesundheitsagentur, der NÖ Patienten- und Pflegeanwaltschaft, von 144 Notruf Niederösterreich, des Roten Kreuzes Niederösterreich sowie einem Ethik-Experten wurde für das gesamte Projekt einberufen, um hier von Anfang an alle wichtigen Fragen der Umsetzung abdecken zu können. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt zudem durch einen Medizinanthropologen der Universität Wien, um die Rahmenbedingungen und Erfahrungen noch besser auswerten zu können.

    Menschen bestmöglich versorgen

    „Ziel ist es, dass das nichtärztliche Rettungsdienstpersonal am Einsatzort jederzeit in Echtzeit mit dem Telenotarzt kommunizieren und ihn/sie in den laufenden Versorgungsprozess einbinden kann“, so Schreiner. „Gerade auch die Corona-Pandemie hat uns vielfach gezeigt, wie wichtig es ist, die bereits bestehenden innovativen Möglichkeiten zu nutzen, um Menschen bestmöglich versorgen zu können. Der Patient oder die Angehörigen werden jedenfalls vor der Zuschaltung des Telenotarztes über diese Maßnahme aufgeklärt und um Einwilligung gebeten. Der Kontakt wird nach erfolgter Zustimmung aktiv von der Besatzung des sich vor Ort befindenden Rettungswagens hergestellt.

    An der Unterhaltung teilnehmen