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Türkei will jetzt über das Kopftuch abstimmen lassen
Die Kopftuch-Debatte in der Türkei ist erneut entflammt. Staatschef Recep Tayyip Erdogan strebt offenbar eine Verfassungsänderung an.
"Wenn Sie den Mut haben (...), lassen Sie uns die Frage einem Referendum unterziehen." Mit diesen Worten ließ der türkische Präsident am Samstag aufhorchen. Konkret hat er eine Abstimmung über eine Verfassungsänderung vorgeschlagen, die das Recht von Frauen auf das Kopftuchtragen in staatlichen Institutionen, Schulen und Universitäten garantieren würde. Dieses Thema sprach er bei einem Fernsehauftritt an.
Oppositions-Chef dementiert Kopftuchverbot
Erdogan reagierte damit auf Äußerungen des Oppositionsführers Kemal Kilicdaroglu von der säkularen Partei CHP. Dieser hatte erst vor kurzem ein Gesetz zur Garantie des Rechts auf das Kopftuch vorgeschlagen. Kilicdaroglu wollte mit seinem Vorstoß Bedenken entkräften, dass seine Partei bei einem Wahlsieg wieder ein Kopftuchverbot einführen könnte. "Wir haben in der Vergangenheit Fehler hinsichtlich des Kopftuchs gemacht", räumte er ein.
Kopftuchverbot 2013 abgeschafft
In der türkischen Verfassung ist die Trennung von Religion und Staat verankert. Allerdings hat Erdogans islamisch-konservative Partei AKP das lange geltende Kopftuchverbot in staatlichen Institutionen im Jahr 2013 abgeschafft. Der türkische Präsident nennt die Aufhebung immer wieder als Beispiel dafür, wie seine Partei gläubige Muslime gegen säkuläre Parteien verteidige. Heute setzt sich allerdings keine Partei in der Türkei für ein Kopftuchverbot ein.