Die Kunstwerke von Daniel Neuberger (1621–1680) wirken wie kleine Welten. Die Werke des gebürtigen Augsburgers, der zwischen 1650 und 1663 als Wachsbossierer, "Konterfetter" (Porträtist) und Edelsteinschneider für Kaiser Ferdinand III. und dessen Söhne Ferdinand IV. und Leopold I. tätig war, werden im Kunsthistorischen Museum gezeigt.
Von 11. Februar bis 9. Juni kann man die Wachs-Kunst in der Ausstellung "Wachs in seinen Händen" im Kunsthistorischen Museum bewundern. Das ist auch die erste Ausstellung unter der Leitung des neuen KHM-Generaldirektors Jonathan Fine (56).
Neuberger war Bildhauer, Maler, Steinschneider und Literat – seine größte Meisterschaft erlangte er jedoch im sogenannten "Wachsbossieren", der Kunst des plastischen Formens in Wachs. Seine oft nur wenige Zentimeter großen Kunstwerke waren an vielen europäischen Fürstenhöfen sehr begehrt. Berühmt war Neuberger vor allem für seine Fähigkeit, mit Wachs andere Naturmaterialien wie Elfenbein, Eisen, Edelstein oder Holz nachzuahmen oder sogar zu übertrumpfen.
Seine Werke waren oft täuschend echt. So wie Samuel van Hoogstraten (1626) die Menschen mit seinen realistisch aussehenden Steckbrettern täuschen konnte, gelang es auch Neuberger, die Bevölkerung in die Irre zu führen.
Mit dem "Kaiserautomat", einer lebensgroßen Wachsfigur von Kaiser Leopold I., die Neuberger für die Wiener Schatzkammer angefertigt haben soll, konnte er seine Täuschung vollziehen. In echte Gewänder gekleidet und mit einem komplexen Bewegungsmechanismus ausgestattet, glaubten die verblüfften Betrachter, dass der Herrscher leibhaftig vor ihnen steht. Im Kunsthistorischen Museum werden die Überreste dieses einzigartigen Werks Neubergers erstmals in einer Ausstellung gezeigt.
Mit seinem Kunstwerk erschuf er sogar noch vor Madame Tussauds († 1850) eine Wachsfigur. Madame Tussauds stellte 1802 ihre Wachsfiguren erstmals in London aus, mittlerweile gibt es 23 weitere Niederlassungen auf der ganzen Welt. Unter anderem auch in Wien.