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Energydrinks haben "unerwünschte Effekte"

Eine Studie zeigt: Jeder zweite Jugendliche spürt nach dem Konsum von Energydrinks Nebenwirkungen. Fachleute fordern nun strengere Regeln.

Heute Redaktion
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Der Konsum von Energydrinks ist bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen besonders verbreitet. Welche Wirkung die Getränke auf diese Altersgruppe haben, zeigt nun eine neue Studie, die Mediziner in Kanada erstellt haben und über die Zeitung "Le Matin Dimanche" berichtet. Befragt wurden dafür 2055 Kanadier zwischen 12 und 24 Jahren.

55,4 Prozent von jenen Teilnehmern, die angaben, Energydrinks zu konsumieren, gaben an, sie hätten schon einmal einen unerwünschten Effekt gespürt: Erhöhten Puls, Kopfschmerzen, Schlafschwierigkeiten, in seltenen Fällen auch Krämpfe. 3,1 Prozent haben wegen der verspürten Effekte gar medizinische Hilfe gesucht oder wenigstens daran gedacht, sie in Anspruch zu nehmen.

"Nachteile halten nicht vom Konsum ab"

Der Schweizer Kinderarzt Olivier Duperrex, im Kanton Waadt für Schulgesundheit zuständig, spricht gegenüber "Le Matin Dimanche" von einem "Phänomen, das nicht harmlos ist".

Und Nathalie Farpour-Lambert, auf Kinderernährung spezialisierte Ärztin am Genfer UnversitätsKrankenhaus, sagt: "Diese Getränke sind bei den Jungen in Mode,und interessanterweise erkennen sie auch deren Nachteile." Sie glaube aber nicht, dass dies sie vom Konsum abhalte. "Am Abend trinken sie Energydrinks, um wach zu bleiben. Dass sie danach Mühe haben, einzuschlafen, ist eine logische Konsequenz, die sie wohl zu akzeptieren bereit sind."

Schädliche Folgen des Schlafmangels

Allerdings könne Schlafmangel sich auf die schulische Leistung und das Verhalten auswirken. Wer müde ist, esse zudem mehr und sei damit stärker gefährdet, übergewichtig zu werden.

Angesichts der Resultate ihrer Studie empfehlen die kanadischen Forscher, mehr zu unternehmen, um den Konsum von Energydrinks durch Kinder und Jugendliche einzuschränken. Einen solchen Schritt unternimmt etwa die britische Supermarktkette Waitrose: Produkte, die mehr als 150 Milligramm Koffein enthalten, werden dort neu nicht mehr an unter 16-Jährige verkauft.

Das ist ganz im Sinn von Starkoch Jamie Oliver: Er hat von britischen Regierung vor wenigen Tagen Maßnahmen gefordert: "Wir müssen wirklich was tun! Diese Drinks machen unsere Kinder zu Abhängigen. Meiner Meinung nach ist ihr Konsum mit dem von Drogen zu vergleichen."

Studien in der Schweiz in Arbeit

Sollte der Verkauf an Minderjährige also generell verboten werden? Kinderarzt Duperrex findet, um einen solchen Schritt zu unternehmen, seien der wissenschaftliche Nachweis noch nicht ausreichend. Weitere Studien zum Thema hat erst im letzten Jahr der – mittlerweile zurückgetretene – CVP-Nationalrat Yannick Buttet gefordert.

In seiner Antwort auf Buttets Postulat schreibt der Bundesrat, man sie sich der Problematik bewusst. An einer detaillierteren Studie wird seit 2015 gearbeitet, und der Umgang mit Energydrinks wird auch im Rahmen der Ernährungsstrategie 2017-2024 thematisiert.

Zur Frage eines Verbots sagt der Bundesrat, der Hinweis auf den Dosen, das Getränk solle nur in begrenztem Maß konsumiert werden und sei für Kinder und Schwangere nicht empfohlen, sei ausreichend. Auch Schweizer Gesundheitspolitiker halten ein Verbot für den falschen Weg – wichtiger sei Information und Prävention. (Red)