Politik
Ein Fußball und Kekse für den Scheich von Katar
Außenministerin Kneissl begrüßte Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani bereits am Flughafen. Am Dienstag stand ein Besuch bei Van der Bellen und Kurz am Programm.
Am Dienstag besuchte der Emir des Staates Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani, Österreich. Dabei standen Gespräche mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz sowie der Besuch des Österreichisch-Katarischen Wirtschaftsforums durch Minister der katarischen Wirtschaftsdelegation auf dem dicht gepackten Programm.
Hoppla am roten Teppich
Um 11 Uhr gab es einen Empfang des Scheichs mit militärischen Ehren in der Hofburg und ein Treffen mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Der extra ausgerollte rote Teppich wurde für den Emir von Katar allerdings zur Stolperfalle. Er verhedderte sich und stürzte fast über den Teppich.
Weniger Fallen gab es dann beim anschließenden Gespräch, bei dem es auch ein Geschenk für den Scheich gab: Ein Fußball mit den Autogrammen der Spieler der österreichischen Nationalmannschaft. Im Jahr 2022 findet in Katar die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Zum Gespräch mit Van der Bellen wurden auch Kekse serviert.
"Ein gutes Gespräch"
Nach dem Treffen mit Van der Bellen empfing um 14 Uhr Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Tamim bin Hamad Al-Thani im Bundeskanzleramt. "Gemeinsam mit Ministerin Karin Kneissl und Minister Hartwig Löger hatten wir heute ein gutes Gespräch mit dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani. Wir haben über unsere bilateralen Beziehungen, wirtschaftliche Kooperation und regionale Entwicklungen gesprochen", so Kurz.
Bevor der Scheich die Heimreise antrat, stand noch ein Besuch des Österreichisch-Katarischen Wirtschaftsforums an. Im Mittelpunkt der Gespräche beim Österreich-Besuch stehen bilaterale Themen – insbesondere die Wirtschaftsbeziehungen. Rund 150 österreichische Firmen sind in Katar aktiv, davon haben 15 auch Zweigstellen oder Tochtergesellschaften im Land. Österreich sucht auch die Zusammenarbeit in den Bereichen Tourismus, Gesundheit, Umwelt sowie Wissenschaft und Forschung.
"Größter Förderer von ultrakonservativen Islamisten"
Der Besuch des Scheichs stieß aber nicht bei allen auf Gegenliebe. In einer Aussendung forderte die Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ) "klare Worte vom Bundespräsidenten und vom Bundeskanzler anstelle eines Kniefalls vor den Öl-Scheichs" und "ein klares Nein zum politischen Islam, zum Antisemitismus und zu Menschenrechtsverletzungen".
Katar gilt als einer der größten Förderer des politischen Islam in Form der Muslimbruderschaft. "Während Österreich den politischen Islam endlich als ernstzunehmendes Problem einstuft, gilt Katar gemeinsam mit seinem neuen Bündnispartner Türkei als der mit Abstand größte Förderer von ultrakonservativen Islamisten", so ILMÖ-Präsident Amer Albayati. Der Einfluss des kleinen Golfstaates in den großen westeuropäischen Ländern sei bereits problematisch, am Balkan allerdings noch viel größer.
"Kein noch so lukrativer Milliardendeal mit den Öl-Scheichs darf ein klares österreichisches Bekenntnis zu den Werten der europäischen Aufklärung verhindern", so Albayati abschließend.
Der Newsticker vom Scheich-Besuch zum Nachlesen:
(rcp)