"Enormer Anstieg"

Eltern verzweifelt – Immer mehr Schulverweigerer

Laut "Rat auf Draht" haben sich Eltern-Beratungen fast vervierfacht. Immer mehr suchen Hilfe, weil sich ihr Kind weigert, in die Schule zu gehen.

Newsdesk Heute
Eltern verzweifelt – Immer mehr Schulverweigerer
Offenbar drücken sich viele davor, in die Schule zu gehen. (Symbolbild)
Getty Images/iStockphoto

Die Sommerferien stehen vor der Tür. Laut der Beratungsstelle "Rat auf Draht" ein Lichtblick für einige Mütter und Väter, dessen Kinder sich weigern, die Schule zu besuchen.

Die Anzahl an Kinder, die den Unterricht schwänzen wollen, nehme zu. Das zeigen Gespräche von elternseite.at, dem Beratungsangebot speziell für Eltern und Bezugspersonen.

Anstieg von 272 Prozent

Im Schuljahr 2022/23 suchten noch 25 Eltern aufgrund von Schulverweigerung Hilfe, im aktuellen Schuljahr sind es bereits 93 Väter und Mütter. "Manchmal haben Kinder einfach keine Lust auf Schule und würden lieber zu Hause bleiben. Diese vorübergehende Unlust kennen wir doch alle und sie ist auch völlig normal", erklärt Lena Kaiser, Psychologin und Beraterin bei elternseite.at von Rat auf Draht.

"Hellhörig sollten Eltern werden, wenn sich das Kind regelmäßig oder länger andauernd weigert, in die Schule zu gehen. Eine Schulverweigerung geschieht meist nicht plötzlich, sondern schrittweise", so die Expertin weiter. Erste Warnsignale sind, wenn das Kind die Lust am Lernen verliert, das Aufstehen verweigert oder häufig aus der Schule abgeholt werden möchte.

Eltern unter Druck

Es gebe verschiedene Ursachen, wenn Kinder die Schule schwänzen wollen. "Die Ängste, Bedürfnisse und Gedanken, die hinter einer Schulverweigerung stecken, können sehr vielfältig sein. Schwierigkeiten mit Mitschüler:innen, Trennungsängste oder zu hoher Leistungsdruck können ebenso ursächlich sein wie Unterforderung, Schwierigkeiten mit Lehrpersonen, Mobbing, familiäre Veränderungen oder psychische Erkrankungen", so Kaiser.

Für die Beraterinnen und Berater gilt es, die Gründe zusammen mit den Müttern und Vätern in Gesprächen herauszufinden, um dann die passenden Lösungsansätze zu finden. Das Problem stelle Eltern angesichts der neunjährigen Schulpflicht enorm unter Druck. Viele seien verzweifelt und wissen nicht, wie sie richtig reagieren können.

So reagiert man richtig

Die Expertinnen von elternseite.at raten, sich in die Situation des Kindes hineinzuversetzen, Verständnis zu zeigen und Unterstützung zum gemeinsamen Lösen des Problems anzubieten. Vorwürfe seien fehl am Platz, denn auch für die Kleinen sei der Leidensdruck oft nicht zu unterschätzen. Auch Kommunikation mit dem Umfeld des Kindes und den Lehrkräften sei sinnvoll.

Am wichtigsten sei es, an einem Strang zu ziehen und mit dem Kind zusammenzuarbeiten, um die Schulverweigerung zu lösen. Dafür benötigt es auch den Austausch mit der Schule. "Versuchen Sie herauszufinden, wie gut Ihr Kind in den Schulalltag eingebunden ist und wie die Schule die Situation einschätzt", sagt Kaiser. Gemeinsam können unterstützende Maßnahmen erarbeitet werden.

Stütze statt Druck

Nicht zuletzt sollen Eltern auch ihr eigenes Verhalten kritisch hinterfragen. "In belastenden Situationen ist es hilfreich, den Druck herauszunehmen. Beharren Sie nicht auf Top-Leistungen und schnelle Lösungen. Ihr Kind hat gerade eine schwere Zeit. Heben Sie hervor, was es besonders gut kann und was sie großartig finden. Es geht vor allem darum, ihr Kind und nicht die Schulverweigerung zu unterstützen", rät Kaiser.

Auch auf körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Magenprobleme oder Schlafstörungen sollen Erziehungsberechtigten achten. "Sie können mit den Gründen für die Schulverweigerung zusammenhängen. Beobachten Sie, ob Ihr Kind etwa auch an schulfreien Tagen Bauchweh hat", so Kaiser.

Wehre sich das Kind jedoch auf Dauer heftig gegen die Schule oder will gar nicht mehr hingehen, so sollte zusätzlich psychiatrische oder psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch genommen werden.

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