Österreich
Eltern verlieren fünf Kinder, jetzt helfen sie Anderen
Ein Ehepaar aus der Steiermark teilt sein schweres Schicksal im Fernsehen, um betroffenen Eltern Mut zu machen.
Sie sind seit 32 Jahren verheiratet und haben das Schlimmste erlebt, was Eltern passieren kann. Vera und Rainer Juriatti haben sieben Kinder bekommen, fünf von ihnen kamen still zur Welt. Ihr heute erwachsener Sohn war ihr drittes Kind, ihre ebenfalls gesunde Tochter das letzte ihrer Babys. "Wir brauchen kein Mitleid, sondern Mitgefühl", machen sich die Steirer für alle Eltern von Sternenkindern stark. "Wir haben das Bedürfnis, über unsere Verstorbenen zu sprechen, diese Kinder hinterlassen einen großen Fußabdruck." Doch das Thema ist immer noch ein Tabu. "Wir verstehen, dass man es nicht erträgt, das zu hören, weil man eine Panik davor hat."
Stimme für Eltern von Sternenkindern
Gerade deshalb wollen die Juriattis allen Eltern, die ihr Baby verloren haben, eine Stimme geben. Auf Wunsch fotografieren sie die verstorbenen Babys als Erinnerung ehrenamtlich für die trauernden Eltern. Für Betroffene haben sie auch eine spezielle Sternenkind-Box zusammengestellt. Darin befinden sich u.a. nützliche Informationen und ein spezielles Buch. "Eltern von gesunden Kindern bekommen im Spital viele Infos und Gutscheine, Milchpulver und Ähnliches geschenkt. Für Sternenkind-Eltern gibt es nichts, außer ihren Schmerz und ihre Trauer, das wollten wir ändern", sagt die 56-Jährige im "Heute"-Gespräch.
Heute Abend stellen die Steirer ihr "Herzensthema" in der Puls4-Show "2 Minuten 2 Millionen" (um 20.15 Uhr) vor. "Wir exponieren uns nicht, weil wir uns erhöhen wollen, wir wollen, dass Betroffene gesehen werden." Neben der Box steht vor allem eine neue Österreich-Karte im Fokus, in dem Eltern, die ihr Baby überlebt haben, alle wichtigen Kontakte und Informationen in ihrem Bundesland finden. "Es ist eine Plattform für Körper, Geist und Seele, wo man etwa Psychologen, Selbsthilfegruppen oder Gedenksteine finden kann", erklärt der 57-Jährige. Kürzlich haben die Juriattis auch bei Gesundheitsminister Johannes Rauch vorgesprochen, um Müttern, die ihr Kind verloren haben, einheitliche Standards in Spitälern zu ermöglichen.
"Kinder wuchsen mit Geschwistern auf, obwohl sie nicht da waren"
Mit ihrem eigenen Verlust sind sie immer offen umgegangen. "Wir haben die Hoffnung nie aufgegeben. Unsere Kinder sind sehr natürlich mit ihren Geschwistern umgegangen, sie sind mit ihnen aufgewachsen, obwohl sie nicht da waren." Einen medizinischen Grund für ihre fünf Sternenkinder haben die Juriattis nie wirklich erfahren, nur Vermutungen. "Man hat uns gesagt, dass wir nicht kompatibel sind", sagt das Paar, das sich seit über 30 Jahren liebt und lacht. Auch, oder gerade weil so vieles an ihrer Geschichte wenig Platz für Humor gelassen hat.