Österreich

Eltern sauer: Keine Betreuung für Timo mit Down-Syndrom

Roman und Andrea S. sind verzweifelt: Das berufstätige Paar findet in den Sommerferien keine Betreuung für Sohn Timo (9), der das Down-Syndrom hat.

Christine Ziechert
Roman und Andrea S. mit ihrem Sohn Timo (9).
Roman und Andrea S. mit ihrem Sohn Timo (9).
zVg

Timo (9) ist ein fröhlicher Bub, der die Allgemeine Sonderschule in Tulln (NÖ) besucht. Doch seine Eltern, Roman und Andrea S. (beide 52) aus Absdorf, fühlen sich im Stich gelassen – denn niemand scheint für die Sommerferien-Betreuung des Buben mit Down-Syndrom zuständig zu sein.

"Voriges Jahr hatten wir das Glück, einen Platz bei uns im Kindergarten im Ort zu bekommen – allerdings in der Baby-Gruppe. Das hat überhaupt nicht funktioniert. Für heuer ist laut dem Bürgermeister in der Ferienbetreuung kein Platz. Zudem Timo ja mehr Betreuung benötige, als ein 'gesundes' Kind", erzählt Roman S. im Gespräch mit "Heute".

Roman S. müsste im Sommer fünf Wochen Betreuung für Timo überbrücken.
Roman S. müsste im Sommer fünf Wochen Betreuung für Timo überbrücken.
zVg
"Auf Anfragen bei verschiedenen Institutionen und Verantwortlichen für Ferienbetreuung gab es nur Absagen" - Roman S., Vater von Timo

Das berufstätige Paar – Andrea S. arbeitet Teilzeit in einem Kindergarten – suchte daher nach einer privaten Betreuungsmöglichkeit: "Auf die Anfragen bei verschiedenen Institutionen und Verantwortlichen für Ferienbetreuung im Umkreis von Tulln gab es nur Absagen – mit der Begründung, für Kinder mit besonderen Bedürfnissen gibt es das nicht. Dabei müssen wir nur fünf Wochen überbrücken, unter Umständen wäre uns auch schon mit einer tageweisen Betreuung geholfen", meint der 52-Jährige.

In Niederösterreich ist grundsätzlich die Wohnsitz-Gemeinde für die Ferienbetreuung zuständig, allerdings nicht verpflichtend: "Ich verstehe die schwierige Situation von Timos Eltern. Aber wir sind voll, und der Bub benötigt eine eigene Stützkraft – das haben mir auch die Kindergarten-Pädagoginnen bestätigt. Wir haben Timo letztes Jahr ausnahmsweise betreut. Aber wir können die Ausnahme nicht zur Regel machen", erklärt der Absdorfer Bürgermeister Franz Dam und gibt den Ball an die Schule bzw. die Stadt Tulln weiter.

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    privat, iStock

    Absdorf und Tulln lehnen Betreuung ab

    Aber auch hier stoßen Roman und Andrea S. auf Ablehnung: "Wir können keine Kinder aus anderen Gemeinden aufnehmen, sonst platzen wir aus allen Nähten. Wir versuchen aber, eine Lösung zu finden. So haben wir jetzt der Sonderschule ein privates Feriencamp in der Rosenarcade vorgeschlagen, dieses kostet pro Woche 209 Euro. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass uns Absdorf eine Stützkraft zur Verfügung stellt und Timo dann in Tulln betreut wird", berichtet der Tullner Stadtrat für Schulen, Peter Höckner.

    Auf "Heute"-Nachfrage beim Camp-Betreiber in der Rosenarcade bedauert dieser sehr, schließt eine Betreuung von Timo allerdings aus, da eine zusätzliche Kraft nötig wäre und zudem Ausflüge geplant sind. Beim Land NÖ wird auf die Gemeinde Absdorf als zuständiger Ansprechpartner verwiesen. Zusätzlich wird versichert, dass an einer Lösung für Timo gearbeitet wird.

    "Wir finden, dass das Ganze an Diskriminierung grenzt. Wir hätten keinerlei Probleme, wenn unser Kind 'gesund' wäre" - Roman S.

    Für Roman und Andrea S. ist dies kein Trost: "Anscheinend sind Kinder mit besonderen Bedürfnisse in dieser Gesellschaft noch immer nicht erwünscht. Wir finden, dass das Ganze an Diskriminierung grenzt. Wir hätten keinerlei Probleme, wenn unser Kind 'gesund' wäre. Und leider geht es nicht nur uns so."