Coronavirus
"Eltern fürchten Schul-Lockdown mehr als Corona"
Österreichs Oppositionsparteien zeigen sich im Kampf gegen die von der türkis-grünen Regierung angedachten Schulschließungen vereint.
Selten haben sich Politiker von SPÖ, FPÖ und Neos derart geschlossen und lautstark hinter eine Sache gestellt. Der gemeinsame Tenor ist eindeutig: Nein zum angedachten Schul-Lockdown!
SPÖ: "Zusperren kann jeder"
Für SPÖ-Chefin und Ärztin Pamela Rendi-Wagner bringt eine Schließung aller Schulen und Kindergärten "geringen Nutzen und enormen Schaden". In den meisten westlichen Ländern würden trotz Lockdown die Schulen offen bleiben. Selbst die AGES, welche dem Gesundheitsministerium untersteht, erklärt, dass Kinder in der Virusverbreitung keine wichtige Rolle spielen.
Daher wäre es aus Sicht der SPÖ klüger, ein Sicherheitskonzept für offene Schulen zu konzipieren und rasch umzusetzen, denn: "Zusperren kann jeder". Denn würden jetzt 700.000 betreuungspflichtige Kinder nach Hause geschickt werden, hieße das auch, dass auch viele im Rahmen des Gesundheitspersonals ihre Betreuungspflichten übernehmen müssten. "Das wäre fahrlässig, denn es verschärft das personelle Versorgungsdilemma in österreichischen Spitälern", so Rendi-Wagner.
Neos: 27.000 Unterschriften für eine offene Schule
Ähnlich sieht es auch Neos-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger. Schulschließungen wären zwar die "einfachste Lösung", jedoch "evidenzbasiert nicht richtig". Sinnvoller wären regelmäßige Screenings und Testings. Das würde auch eine am vergangenen Samstag von den Pinken initiierte Online-Petition für offene Schulen belegen, die inzwischen 27.000 Mal geteilt wurde.
Außerdem würde der reine Blick auf die Corona-Zahlen von Fragen ablenken, wie: Welche bildungspolitischen Auswirkungen hat ein Schul-Lockdown? Welche gesundheitlichen und psychischen Folgen aufgrund von z.B. Magel an Bewegung? Was macht das mit der Gesellschaft, der Wirtschaft, dem Arbeitsmarkt?
Die Zahlen des ersten Lockdowns vom Frühjahr würden zeigen, "Distance Learning ersetzt den physischen Unterricht nicht. Das kann man nicht aufholen." Auch die Vorstellung, Job und Kinder unter einen Hut zu bekommen, sei eine "idyllische". "Home Office und Home Schooling geht sich nicht aus!", so Meinl-Reisinger, selbst Mutter dreier Kinder.
FPÖ: Wenn Kurz Schulen schließt, muss Faßmann gehen
Für FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl muss die oberste Prämisse bleiben, allen Schülern weiterhin einen geregelten Schulbetrieb zu garantieren. Die letzten Schulschließungen im Frühjahr haben zu Unsicherheit, zu Leistungsverlust und besonders zu enormen Belastungen bei Schülern, Lehrern sowie bei berufstätigen Eltern geführt.
"Eltern haben inzwischen mehr Angst vor Schulschließungen, als vor Corona. Unsere Schüler brauchen endlich einmal Ruhe und einen geregelten störungsfreien Unterricht", so Brückl. Für die FPÖ ist klar: Schüler dürfen nicht zum Spielball der Politik werden. Und "wenn Kurz die Schulen schließt, ist [Bildungsminister] Faßmann rücktrittsreif."