Wälder statt Viehweiden
EIN Schnitzel weniger pro Woche kann das Klima retten
Eine Reduktion der globalen Fleischproduktion um nur 13 Prozent (also ca. ein Siebentel) könnte die CO2-Emissionen der vergangen drei Jahre binden.
"Mit bescheidenen Änderungen der weltweiten Rindfleischproduktion können wir enorme Klimavorteile erreichen", erklärt Umweltwissenschaftler Matthew N. Hayek von der New York University in einer Studie über die Auswirkungen der Fleischproduktion auf das Klima.
Viehweiden stilllegen, Wälder aufforsten
Viele Weideflächen liegen in Gebieten, die einst von Wäldern bewachsen waren. Würde man solche Viehweiden stilllegen und stattdessen wieder Wälder hochkommen lassen, könnte dort enorm viel CO2 in Bäumen und Böden gebunden werden.
125 Milliarden Tonnen CO2
Eine Einsparung von lediglich rund 13 Prozent der weltweiten Rindfleischproduktion in Weidegebieten würde demnach reichen, um 125 Milliarden Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen – mehr als die weltweiten CO2-Emissionen der Jahre 2021 bis 2023.
Weideland in Urwaldgebieten
Vor allem reiche Länder des globalen Nordens, wie die USA und europäische Staaten, in denen große Rinderherden auf weitläufigen Weideflächen gehalten werden (anders als in Österreich mit kleinräumiger Landwirtschaft, Anm.), sehen die Forscher in der Pflicht.
Weiden "umfunktionieren"
Weideland liegt in diesen Regionen in ehemaligen Urwaldgebieten, wo wenig Gras produziert werden könne, die Futtermittelausbeute also gering ist. Würden diese Flächen wieder zu Wäldern "umfunktioniert", könnten sie siebenmal so viel Kohlenstoff binden wie Weidegebiete in Naturgrasland.
Natürliches Grasland in Südamerika
Im Gegensatz dazu gebe es in der Subsahara und in Südamerika große Gebiete natürlichen Graslandes, die sich kaum als Kohlenstoffsenken eignen, aber ganzjährig als Weideland genutzt werden könnten, heißt es in der Studie.
„Die Entfernung von Rindern von den Weiden stellt eine sinnvolle Gelegenheit dar, Kohlenstoff in nachwachsender Vegetation und Böden zu binden.“
Würde man die Rinderhaltung in diesen Regionen mehr fördern und ihre Effizienz steigern, ließe sich ein Produktionsverlust durch Stilllegung von Viehweiden in potenziellen Waldgebieten ausgleichen und der Verlust der weltweiten Rindfleischproduktion minimieren, wo die Forscher.
445 Gigatonnen CO2 binden
Durch zusätzliche Einsparung von Weideflächen für Schafe, Ziegen und andere Wiederkäuer zugunsten von ursprünglichen Waldgebieten könnten bis zum Ende des Jahrhunderts sogar 445 Gigatonnen CO2 gebunden werden – mehr als die derzeitigen weltweiten Emissionen eines ganzen Jahrzehnts.
Kein Ersatz für CO2-Reduktion
Die US-Forscher betonen, dass die Wiederbelebung von Waldökosystemen freilich kein Ersatz für die Reduktion von klimaschädlichen CO2-Emissionen sei, aber eine wirksame Ergänzung im Kampf gegen die Klimaerwärmung darstellen könnte.
Vielerorts werde Wiederaufforstung auch ohne menschliches Zutun, allein durch Samenverbreitung, funktionieren, so Hayek. In Gebieten, wo Weideflächen aufgegeben wurden, sei bereits nach wenigen Jahren ein Nachwachsen der Wälder zu beobachten.
Auf den Punkt gebracht
- Eine Reduktion der globalen Fleischproduktion um 13 Prozent könnte erhebliche Klimavorteile bringen, indem 125 Milliarden Tonnen CO2 gebunden werden, was den weltweiten Emissionen der Jahre 2021 bis 2023 entspricht
- Durch die Umwandlung von Viehweiden in ehemaligen Waldgebieten in wiederaufgeforstete Wälder könnten reiche Länder des globalen Nordens einen bedeutenden Beitrag zur CO2-Reduktion leisten
- Gleichzeitig könnte die Rinderhaltung in natürlichen Graslandgebieten in der Subsahara und Südamerika intensiviert werden, um Produktionsverluste auszugleichen