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Ein ganzes Dorf sucht den Mörder von Sonja (19)
Sonja Engelbrecht verschwand 1995 spurlos. 28 Jahre später wurden ihre sterblichen Überreste in einem abgelegenen Waldstück nahe Kipfenberg gefunden.
Der Fall Sonja Engelbrecht hat das Leben im bayerischen Dorf Kipfenberg regelrecht auf den Kopf gestellt: Seit hier im vergangenen Jahr die Überreste der 1995 als vermisst gemeldeten Jugendlichen gefunden wurden, brodelt die Gerüchteküche regelrecht über. Die Polizei geht davon aus, dass der Mörder einen Bezug zur Region hatte – vielleicht sogar im besagten Dorf wohnte. Die Anwohner fragen sich daher: Wer hat die Leiche von Sonja Engelbrecht im Wald verschwinden lassen?
Der Fall Sonja Engelbrecht
Am 11. April 1995 verschwand die damals 19-jährige Sonja Engelbrecht nach einem Kneipenabend in München. Jahrelang fand die Polizei keinerlei Spuren, der Fall wurde als ungelöst abgestempelt. 2020 kamen dann jedoch neue Hinweise ans Tageslicht: Ein Waldarbeiter stiess auf einen Oberschenkelknochen, der nach einer DNA-Analyse der Vermissten zugeordnet werden konnte. Rund zwei Jahre später stiess man in einem abgelegen Waldstück nahe Kipfenberg in einer Felsspalte auf die Überreste von Sonja Engelbrecht. Die Polizei geht davon aus, dass sie Opfer eines Sexualverbrechens wurde.
Die Überreste von Sonja Engelbrecht wurden in einem abgelegenen Waldstück in einer Felsspalte versteckt; einem Ort, an dem kein Pilzsammler oder Wanderer einfach so vorbeikommt, wie der Leiter der Münchner Mordkommission, Stephan Beer erläuterte. Der Mörder muss sich rund um das Versteck also ausgekannt haben.
Viele Spekulationen
In Kipfenberg ist der Vermisstenfall aus diesem Grund das Dorfthema schlechthin. "Die Gerüchteküche brodelt", sagt Rainer Stocker, der seit 50 Jahren in der Dorfapotheke arbeitet, gegenüber der Münchner Zeitung "TZ". Es gäbe viele Spekulationen rund um den potenziellen Mörder – sogar Namen machen die Runde. Rainer Stocker erklärt, dass er das Dorf noch nie so erlebt habe wie jetzt.
Stockers Wahrnehmung teilen auch andere Bewohner Kipfenbergs. "Mich sprechen ständig Kunden auf den Mordfall an», sagt Kimberly Armstrong, die in einer Dorfbäckerei arbeitet. Auch in anderen Läden des Dorfes vernimmt man diesen Umstand. "Jeder redet darüber. Der Mord ist überall Thema", heißt es in einer Tankstelle.
Fall bleibt ungelöst
Doch auch die neuesten Erkenntnisse liefern bisher keine handfesten Beweise: An den Folien, in der Sonjas sterbliche Überreste eingepackt waren, fand die Polizei Farbreste. Aus diesem Grund wird vermutet, dass der Mörder zur Zeit der Tat in Kipfenberg renoviert hat. Doch diese Spur versandet schnell: "Das waren viele", antwortet der Besitzer eines örtlichen Traditionsbetriebs auf die Frage, wer 1994 oder 1995 in Kipfenberg renoviert hat.
Auch DNA-Spuren, die auf Sonjas Überresten gefunden wurden, lieferten keine Hinweise. Im Spätsommer 2022 tanzten 50 Männer zum DNA-Test an, doch die Ermittler konnten keine Übereinstimmungen festmachen.
Der Umstand, dass der Fall auch nach dem Fund der Leiche ungelöst bleibt, befeuert die Gerüchteküche in Kipfenberg nur noch weiter. Zwar konnten mit dem DNA-Test einige Namen von der Liste der Verdächtigen gestrichen werden, doch konkrete Antworten gibt es nach wie vor keine.