Ein kleines Eichhörnchenbaby, das von einer Katze auf die Fußmatte gelegt wurde, erholt sich gerade mittels Fläschchenaufzucht bei der Pfotenhilfe in Lochen. Seine Bedeutung ist aber wesentlich größer, denn es steht für zahlreiche Wildtierkinder, die aufgrund des erlaubten Baum- und Heckenschnitts im Frühling zu Waisen werden, oder gleich sterben.
Die oberösterreichische Tierschutzorganisation fordert ein Verbot wie in Deutschland für den Rückschnitt von Sträuchern und das Fällen von Bäumen zwischen 01. März und 30. September.
Das Eichhörnchen war aus unbekannten Gründen aus seinem Nest gefallen und von einer Katze gebracht worden. "Als das Baby zu uns kam, war es schwer verletzt und unterkühlt und hatte noch geschlossene Augen. Unser Tierarzt konnte das Kleine stabilisieren und ich ziehe es seither mit dem Flascherl groß", erzählt Pfotenhilfe-Geschäftsführerin Johanna Stadler über eines von hunderten Jungtieren, die Jahr für Jahr von ihr aufgezogen werden.
„Von Maus über Vogel und Hase bis hin zu Reh und Fuchs waren schon viele Wildtierwaisen bei uns zu Gast. Wenn die Tiere selbstständig und gesund sind, ist die Auswilderung unbedingt nötig, denn Wildtiere gehören nicht in Menschenhand“
Für Eichhörnchen ist der Baumschnitt im Frühling absolut lebensgefährlich. Selbst wenn sie den Sturz überleben, läuft die panische Mutter instinktiv weg und kommt meist nicht mehr zurück, weshalb ein kleines Eichhörnchen elendiglich verhungert, oder von einem Beutegreifer geholt wird. Wenn also keine Gefahr im Verzug ist, weil ein Baum kurz vor dem Umfallen ist, solle keinesfalls im Frühling gefällt werden.
Die Pfotenhilfe appelliert, nur im Herbst und Winter Bäume zu fällen. Aber auch viele andere Tiere, wie Insekten oder Vögel, leiden und sterben wegen Schnittmaßnahmen im Frühjahr. In Deutschland verbietet deshalb das Naturschutzgesetz im Zeitraum 1. März bis 30. September den Rückschnitt und das Fällen von Bäumen. Auch Heckenschnitt fällt unter das Verbot, da sich darin gerne Vogelnester verstecken.
"Warum es so etwas in Österreich nicht gibt, ist nicht nachvollziehbar, denn es wäre dringend nötig, wenn ich an die vielen Waisenkinder denke, die nur ich jedes Jahr bekomme, aber auch an das furchtbare Artensterben", sagt Stadler abschließend.