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E-Golf: Ein flinker Hase auf ganz leisen Pfoten

Heute Redaktion
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"Heute" teste den neuen E-Golf: Ein massentauglicher Stromer mit anständiger Reichweite für einen – noch nicht ganz – massentauglichen Preis.

Nichts außer der grünen Kennzeichentafel und dem kleinen "e" am Heck deutet nach außen darauf hin, dass man es mit einem rein elektrisch betriebenen VW-Golf zu tun hat. Schaut aus, wie jeder Verbrenner aus der Golf-Klasse. Drinnen dann auch kaum Überraschungen: Natürlich sind die Armaturen digital animiert, Geschwindigkeit, Drehmoment und Verbrauch werden aber analog dargestellt. Sogar der Ladestand wird noch in Form einer Zapfsäule eingeblendet. Die Batterien sind fast voll, man darf sich auf rund 300 Kilometer Reichweite freuen – deutlich mehr als beim Vorgänger (190 Kilometer).

136 PS rollen sanft an

Los geht's: Der Zündschlüssel zündet nix mehr, eigentlich ist er nur noch ein Notbehelf zum Sperren des Fahrzeuges, falls die Elektrik spinnen sollte. Tut sie nicht, wir rollen an: Samtweich setzen sich 136 PS in Bewegung, auf leisen Sohlen gleitet man durch die Stadt. Selbst der "Stopp an Go"-Verkehr am Wiener Getreidemarkt wird zum relativen Genuss, das Aufladen der Batterie beim dauernden Bremsen rechnet die Reichweite virtuell nach oben. Die Stärke dieser "Rekuperation" ist modular wählbar.

Butterweiche Servolenkung

Weitere Annehmlichkeit: An der roten Ampel muss man nicht auf der Bremse bleiben, im Gegensatz zu anderen E-Konkurrenten rollt der kleine feine Stromer erst an, wenn das Pedal betätigt wird. Fahrer und Beifahrersitz sind immer auch noch per Hand verschiebbar, Höhe und Neigung funktioniert natürlich per Knopfdruck. Die Servolenkung ist wendig wie ein Feldhase, der Bremsassistent bringt das Fahrzeug fast selbstständig zum Stehen.

9,6 Sekunden von Null auf Hundert

Natürlich ist der Antritt des schnuckeligen Elektrikers aus Wolfsburg nicht mit jenem eines BMWi oder gar Tesla zu vergleichen. Von Null auf Hundert geht's in 9.6 Sekunden, bis 60 km/h braucht man gar nur klitzekleine 4,2 Sekunden. Das macht elektrisierenden Spaß, insbesondere, wenn an der Ampel in der Nachbarspur ein fetter BMW wartet. Es wird Grün und wenige Sekunden später wird der Bayrische in Rückspiegel immer magerer.

Warnung für toten Winkel

Das Einparken macht dank ausgeklügelter Assistenz doppelt Freude: Kamera hinten, Sensoren vorne und seitlich, zeitnahe Warnung und sogar Notbremsung bei Annäherung an "Feinde" wie andere Autos, Fußgängern oder den gefürchteten Garagenwänden. Weiteres Extra: Ein "Blind-Spot-Sensor", der über einen LED-Anzeige im Rückspiegel warnt, wenn sich ein anderes Fahrzeug im toten Winkel befindet.

Günstigster E-Golf kostet 37.990 Euro

Einziger Wermutstropfen ist der nach wie vor recht opulente Anschaffungspreis: In der Grund-Konfiguration ist der E-Golf für 37.990 Euro wohlfeil, je nach Ausstattung kann man aber auch am 50-Tausender kratzen. Im Vergleich zur Konkurrenz immer noch leistbarer, aber der Preisunterschied zwischen dem Verbrenner um immerhin 19.000 Euro ist immer noch gewaltig.

Die Zukunft in Serie

Am Weg zum auch finanziell massentauglichen E-Golf ist man noch nicht am Ziel, auch wenn der chinesische Markt – wo VW kräftig mitmischen will – nach E-Mobilität so laut schreit, dass man den Klageruf von Peking bis Wien hört. "Wir bringen die Zukunft in Serie" ist kein schlechter E-Werbeslogan derer von Volkswagen, aber bis dahin wird es noch ein wenig dauern…