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Durch diese Krankheit bist du ungewollt dauererregt

Persistent Sexual Arousal Disorder (PSAD) macht aus Lust Frust. Denn die Betroffenen erleben bis zu 250 Orgasmen am Tag – ohne es zu wollen.

Sabine Primes
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Persistent Sexual Arousal Disorder (PSAD) wurde erst 2001 entdeckt. Geheilt werden kann es (noch) nicht.
Persistent Sexual Arousal Disorder (PSAD) wurde erst 2001 entdeckt. Geheilt werden kann es (noch) nicht.
Getty Images/iStockphoto

Permanent sexuell erregt und bis zu 250 unkontrollierbare Orgasmen am Tag: Das ist, was Patienten mit dem Persistent Sexual Arousal Disorder (PSAD) erleben. Was andere als die schönste Nebensache der Welt empfinden, wird für Betroffene zur Qual. Vor allem Frauen sind davon betroffen.

Die 5 Kriterien des Persistent Sexual Arousal Syndrome (PSAS):
1. Die sexuelle Erregung der Genitalien und Klitoris hält über einen Zeitraum von mehreren Stunden oder Tagen an.
2. Die sexuelle Erregung kommt nicht von einem echten Verlangen nach Sex.
3. Die sexuelle Erregung verschwindet nicht nach einem Orgasmus, sondern erfordert in der Regel mehr Orgasmen.
4. Das Gefühl der sexuellen Erregung ist aufdringlich und unerwünscht.
5. Die sexuelle Erregung der Genitalien und Klitoris ist mindestens mäßig schmerzhaft.

Schmerzen und Scham

Es genügen schon leichte Vibrationen (wie beim Autofahren), Laufbewegungen beim Gehen oder Sport, um schmerzhafte Orgasmen auszulösen, die aber nichts mit echtem sexuellen Verlangen zu tun hat. Die Symptome sind denen von wirklicher sexueller Erregung gleich: Kribbeln und Schwellung der Genitalien, Kontraktionen in der Scheide bei Orgasmen. Nur dass die Orgasmen unbeabsichtigt und zu den unpassendsten Zeitpunkten passieren, begleitet von Schmerzen.

Bei vielen Betroffenen ist der Zustand der sexuellen Erregung dauerhaft, weshalb die Betroffenen von Gefühlen der Scham, Schuld, Sorge und Angst, bis hin zu Depressionen geplagt werden und sich nicht zum Arzt trauen. Um nicht bei einem öffentlichen Orgasmus "ertappt" zu werden, ziehen sich PSAD-Erkrankte weitgehend aus der Gemeinschaft zurück. Sexualität wird zur Qual und belastet die Partnerschaft.

Verletzung des Rückenmarks als Auslöser

Der Fall eines Mannes aus Wisconsin (USA) zeigte jedoch, dass auch ein Unfallereignis oder eine Verletzung des Rückenmarks PSAS auslösen können. Im Fall des zweifachen Familienvaters führte ein Bandscheibenvorfall zum Entstehen der Krankheit. Seither durchlebt Decker pro Tag bis zu 250 unbeabsichtigte, zufällig auftretende Samenergüsse.

Noch sehr "junge" Krankheit

Weil die Krankheit erst 2001 entdeckt wurde, ist sie noch sehr "jung". Bisher gibt es weder Medikamente noch andere Therapien, die das Syndrom heilen können. Neueste Erkenntnisse könnten für neurologische Ursachen sprechen. Jedoch kann eine Sexual-, Paar- und Psychotherapie den Betroffenen aus ihrer Isolation helfen und für die nötige Unterstützung durch den Partner und das soziale Umfeld sorgen.