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Dürre in Europa: "Werden kein einziges Getreide ernten"

Italien und Spanien, zwei der wichtigsten Getreideproduzenten in Südwesteuropa, leiden wie schon im Vorjahr unter den Folgen der Dürre.

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Die Lagune von Santa Olalla im Nationalpark Donana in Südspanien ist ausgetrocknet.
Die Lagune von Santa Olalla im Nationalpark Donana in Südspanien ist ausgetrocknet.
via REUTERS

"Es gibt Dürre – und es gibt die Superdürre. 60 Prozent des ländlichen Raums in Spanien sind knochentrocken" – das sagt Peter Dynes von der Umweltschutzorganisation Meer.org. Dynes beobachtet seit Jahren die Entwicklung der Wasserreservoire in Europa. Spanien macht ihm am meisten Sorgen. Aber auch in Italien und Frankreich befürchten Experten und Expertinnen einen dramatischen Dürre-Sommer. Ein Überblick:

1.
Spanien

Auf mehr als 3,5 Millionen Hektaren Anbaufläche "werden wir in diesem Jahr kein einziges Getreidekorn ernten", erklärt Landwirt Daniel Trenado aus Extremadura, einer der Regionen, die am meisten von den mangelnden Niederschlägen betroffen sind und die als "die Kornkammer Spaniens" gelten. Auf Twitter zeigt Trenado Bilder und Videos seiner ausgetrockneten Felder, auf denen er unter anderem Gerste und Erbsen angebaut hatte.

Insgesamt werde in vier zentralen und südlichen Regionen des Landes – Andalusien, Extremadura, Kastilien-La Mancha und Murcia – die Ernte von Weizen und Gerste in diesem Jahr bereits komplett abgeschrieben, in drei weiteren Regionen werde sie stark beeinträchtigt sein, heißt es in einem Bericht des Dachverbands von Bauern- und Viehzüchterorganisationen (COAG).

Nach drei Jahren mit sehr geringen Niederschlägen und hohen Temperaturen befindet sich Spanien offiziell in einer langfristigen Dürreperiode. Die Wasserreservoire in Andalusien sind nur noch zu 30 Prozent gefüllt. In der Regionalhauptstadt Sevilla drohen im Sommer Einschränkungen bei der Trinkwasserversorgung, wenn bis dahin nicht genug Regen fällt.

2.
Italien

Die anhaltende Trockenheit und Wasserknappheit machen auch Italien zu schaffen. Vor allem der Norden des Mittelmeerlandes ist stark betroffen. Der Gardasee etwa leidet aktuell unter extrem niedrigen Wasserständen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Stand halbiert. Nach Angaben der Comunità del Garda liegt er in dem bei Touristen beliebten See aktuell bei 46 Zentimetern – im vergangenen Jahr im gleichen Zeitraum lag er bei 99 Zentimetern.

Wie auf Fotos und Videos zu sehen war, war die Insel San Biagio, auch bekannt als Isola dei Conigli, in dem größten Binnengewässer Italiens schon Anfang des Jahres zu Fuss erreichbar. Durch den Wassermangel hat sich ein dünner Landstreifen zwischen dem kleinen Eiland und dem Festland gebildet.

Der Po, Italiens größter Fluss, ist ebenso stark von der Wasserknappheit betroffen. "Die Anpflanzung in der Po-Region beginnt traditionell Ende Februar oder Anfang März, aber im Moment ist der Boden zu trocken", erklärte Massimiliano Giansanti, Chef des italienischen Landwirtschaftsverbands Confagricolutra, vor einigen Wochen. Dabei warnte er: "Je länger man mit der Aussaat wartet, desto weniger wird man ernten können." Giansanti wies darauf hin, dass "die Situation in einigen Wochen dramatisch werden könnte".

3.
Frankreich

In weiten Teilen Frankreichs steht nach Befürchtung der Behörden wegen mangelnden Regens ein zweiter Dürre-Sommer bevor. Der Grundwasserstand sei aktuell in drei Vierteln der Gebiete unterdurchschnittlich und vielfach niedrig bis sehr niedrig, teilte der nationale geologische Dienst (BRGM) mit. Die Grundwasserreserven, die unter dem heißen und trockenen Sommer vergangenen Jahres gelitten haben, seien ungenügend aufgefüllt, hieß es weiter.

Frankreich befürchtet eine schnelle Verschlechterung der Lage, wenn wegen wenig Schneefalls in den Bergen Schmelzwasser ausbleibt und in der Summe weiterhin zu wenig Regen fällt. Noch im April müssten Landwirte dann mit dem Bewässern ihrer Flächen beginnen, was den Grundwasserspiegel weiter senkt.

Im Süden des Landes hat am vergangenen Wochenende der erste große Waldbrand des Jahres mehr als 900 Hektaren Land zerstört. Das betroffene Département Pyrénées-Orientales ist eine der Regionen, die infolge des Klimawandels besonders unter Niederschlagsmangel und Trockenheit leiden.

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